Post von Porath: Teil 16 Julia Porath: Diese 4 Schulfächer brauchen wir wirklich
Das Projekt „Angeln macht Schule“ soll in Mecklenburg-Vorpommern in den Unterricht integriert werden. Diese Meldung las auch Radiomoderatorin und OZ-Kolumnistin Julia Porath diese Woche in der Zeitung und machte ihr Hoffnung. „Es ist längst überfällig, den Unterrichtsplan anzupassen“, sagt sie und verrät in „Post von Porath“, welche vier neuen Fächer Deutschland ihrer Meinung nach braucht.
Vorbereitung auf das Erwachsenwerden
Wenn ich
mich zurück an meine Schulzeit erinnere, muss ich schmunzeln. Zugegeben, ich
hatte manchmal keinen Bock, war zu faul zu lernen. Ich war in zwei, drei Jahren
meiner Teenager Zeit ein echter Rebell und trotzdem eine gute Schülerin. Ich
hatte Lieblingsfächer wie Deutsch, Englisch oder Sozialkunde.
Doch es war mir
wumpe, was f von x ist. Wenn ich ehrlich zu mir bin: Ich habe in der Schule
auch viel Blödsinn gelernt, den ich bis heute nie wieder gebraucht habe. Im
Nachhinein vermisse ich Fächer, die es gar nicht gibt. Die aber wichtig sind
auf dem Weg ins Erwachsenwerden.
Die Schule des Lebens
Natürlich
hat man auch noch Eltern, die mehr oder weniger auf die Eigenständigkeit
vorbereiten können. Aber auch Mama und Papa sind nicht allwissend und
sicherlich mit mancher Frage des eigenen Kindes überfragt.
Die Nebenkostenabrechnung der ersten Wohnung konnte ich nicht richtig deuten.
Oder wie setze ich meinen iPod von der Steuer ab? Da half dann meist Google
oder Tutorials – oder eben doch ein Anruf bei Mama.
Wir lernten in der Schule, was „Weinverkostung“ auf französisch heißt, aber
nicht wie ich den französischen Rotwein aus meinem Teppich bekomme.
Von den Amis lernen
Ich habe
ein Austauschjahr auf einer amerikanischen Highschool in Oklahoma verbracht und
bin vom Schulsystem absolut überzeugt. Während wir in Deutschland maximal drei
bis vier AG-Angebote nach der Schule wahrnehmen können, ist die Auswahl an
Fächern an einer US-Highschool viel größer.
Es gibt natürlich Pflichtfächer wie
Englisch, Mathematik, Geschichte, Chemie und Biologie. Dazu kann sich jeder
Schüler Zusatzfächer frei aussuchen und die auch halbjährlich wechseln.
Fotografie zum Beispiel. Oder Kostümdesign, App-Entwicklung, Bauzeichnen oder
Drehbuchschreiben. Man kann sich in fast jede Richtung ausprobieren.
Deshalb kommen hier vier Schulfächer, die es meiner Meinung nach schon längst
in Deutschland geben sollte.
1. Shopping
Und das ist kein Scherz!
Meinetwegen nennt es auch „Ausgaben-Management“. Ist es nicht so? Das erste
eigene Geld verdient, aber Erwachsenwerden ist nun auch mal verdammt teuer.
Welche versteckten Kosten
birgt eine Wohnung? Was muss ich beim Autokauf beachten?
Unterschiedliche
Finanzierungsmodelle für verschiedene Anschaffungen kalkulieren. Kann ich mir
das neue Handy oder die Klamotten leisten? Fixkosten und variable Kosten
aufstellen lernen
–
ein bisschen wie bei Peter Zwegat. Das ist doch einfach wirklich
wichtig im Leben – sich finanziell nicht zu überschätzen.
2. Ernährung
„Angeln in MV“ ergibt für
mich schon mal Sinn. Das beinhaltet auch Umweltschutz, Flora und Fauna und die
heimischen Fische voneinander unterscheiden zu können, hilft spätestens bei der
Bestellung im Fischrestaurant.
Aber was steckt hinter welchen Inhaltsstoffen
auf Nahrungsmitteln? Was ist der Unterschied zwischen Lauch und Porree? Die Koch-Basics
neben Spaghetti Bolognese sind wichtig für das eigene Leben. Genau wie die
Werbung hinter Produkten. Erste Begriffe aus dem Marketing sollten erklärt
werden. Das würde uns vielleicht abhalten, hungrig nicht immer den größten
Quatsch im Supermarkt zu kaufen und zu Hause mehr als Tiefkühlpizzen und
Fertigsuppen zu haben.
3. Auftreten
Wie
grausam ist eigentlich Musikunterricht? Alleine nach vorne gehen und vor der
ganzen Klasse singen, obwohl man gar nicht singen kann. Wer sagt mir denn, wie
singen geht?
Auch der schlechteste Sänger der Klasse bekam trotzdem meist noch eine gute
Drei. Das Gelächter der Mitschüler war aber oft prägend für ein ganzes Leben, den
Rest sehen wir wohl mit falscher Selbstwahrnehmung bei DSDS ;)
Selbstbewusstsein beim Reden, Überzeugungsfähigkeit und Tipps gegen
Lampenfieber. In einem Schulfach sollte man ausschließlich lernen, frei vor
einer Gruppe zu sprechen und nicht gleich immer benotet zu werden. Übung macht
den Meister!