Post von Porath: Teil 13 Zwischen Mett und Matjes: Eine Koreanerin in Rostock Eine Südkoreanerin erlebt MV
Äußerlich sind sie sich nicht gerade
ähnlich. WonJu aus Seoul (Südkorea) und Julia Porath aus Zingst bezeichnen
sich aber als Schwestern. Ein Jahr haben sie zusammen als
Gastschwestern bei einer Familie in den USA gelebt und sind dort zur
Schule gegangen. Jetzt besucht WonJu Mecklenburg-Vorpommern und ihre
„Schwester“: Antenne MV Moderatorin und OZ Kolumnistin Julia
Porath. Sie schreibt heute über die kulturellen Unterschiede, warum
WonJu am liebsten auf dem Fußboden schläft und wie stilsicher sie
sich an einer Mettstulle versucht.
Foto: Lena
Zürker
Typisch asiatisch oder nur Klischee?
„Die Asiaten“. Haben wir uns nicht
alle schon dabei ertappt, wie wir einen ganzen Kontinent über einen
Kamm scheren? Meine südkoreanische Gastschwester WonJu will nicht
als Chinesin bezeichnet werden. Sie mag das Volk nicht. „Zu laut
und unhöflich“, sagt sie. WonJu ist aus Seoul, der Hauptstadt
Südkoreas. Ich habe sie vor fünf Jahren besucht und war beeindruckt
von der Zehn-Millionen-Einwohner-Metropole, erstaunt über die
Modernität und respektvoll gegenüber der Kultur.
Foto:
privat
Stilsicher Mettstulle essen
WonJu besucht mich für zwei Wochen in
Rostock. Nicht ihr erster Besuch, aber es sollte unvergesslich
werden. Auch kulinarisch ;) Broiler-Bar Warnemünde, Cherry-Matjes,
Mett-Stulle. Das volle Programm. „Da muss sie jetzt auch durch“,
dachte ich mir hämisch.
Also bestellte ich ihr direkt nach ihrer
Ankunft eine Mett-Stulle in Rostock. Schön mit Zwiebeln. Aber wie
ihr seht, blieb der Ekel aus. Im Gegenteil: Noch nie habe ich einen
Menschen so stilsicher Mett essen sehen.
Foto: Julia Porath
Mein kleines Zingst wird weltberühmt
Über die Ostertage sind wir in meine
Heimat nach Zingst gefahren. WonJu liebt es da. Vor acht Jahren war
sie schon einmal hier, hat bei meinen Eltern über zwei Monate
gelebt. Zwischenzeitlich dachten die Nachbarn, WonJu wäre eine
asiatische Haushälterin. Wir haben herzhaft gelacht über den
Dorf-Tratsch – und haben stattdessen WonJu alles hinterher geräumt
;)
Mittlerweile muss Zingst auch in
südkoreanischen Kreisen ein Begriff sein, denn WonJu schwärmt im
Familien- und Freundeskreis vom kleinen Ort an der Küste. Die
Familie ist fest entschlossen, mit einer Reisegruppe nach Zingst zu
kommen. Ich freu´ mich jetzt schon auf das Bild, wie zwanzig
Südkoreaner Fischland-Darß-Zingst erkunden.
Foto: Julia Porath
Der Fußboden: Das komfortabelste Bett
WonJu hat in Seoul zwar ein Bett,
schläft aber lieber auf dem Boden. Das sei bequemer. Gerade im
Sommer, wenn die Temperaturen in Südkorea nicht auszuhalten sind,
kühlen die Bodenfliesen und sind angenehmer.
Selbst habe ich auch
einmal im Ferienort Busan die Erfahrung gemacht und mit ganz vielen
Menschen in einem riesen Raum auf dem Boden geschlafen. Und falls ihr
euch fragt: Ja, die Übernachtung kostet Geld und ist für die
Koreaner eine Art Wellness. Mein Rücken interpretiert „Wellness“
jedoch etwas anders ;)
Foto: WonJu
Min
Mitbringsel nach Südkorea
Bei meinen Reisen stöbere ich in den
Supermärkten nach besonderen Produkten als Mitbringsel. Aus den USA
nehme ich beispielsweise immer „Ranch“-Dressing mit. Sehr lecker.
Aber was bringt WonJu ihren Verwandten mit und sagt: Typisch Deutsch?
Eine Zahnpasta namens Ajona. Danach fragen die Koreaner sogar.
Außerdem Milka- und Ritter Sport-Schokolade, Dosenwurst &
Marzipan.
Eins lässt sie zurück. Mich. WonJu,
ich werde dich vermissen und freue mich auf unser Wiedersehen in
Mecklenburg-Vorpommern oder in Seoul.
Deine internationale Schwester
#juliaporath.
Foto: Privat