Die kostbaren Schätze Mecklenburg-Vorpommerns
Die Entdeckung des Silberschatzes auf einem Acker bei Schaprode auf Rügen ist ein Sensationsfund.
Neben Hals- und Armreife, Perlen, Fibeln, einen Thorshammer und zerhackten Ringschmuck bargen Archäologen zwischen 500 und 600 zum Münzen.
Ein beachtlicher Anteil des Schatzes datieren Experten auf die Ära des legendären Dänenkönigs Harald Blauzahn. Der Wikinger soll eine besondere Beziehung zu Pommern haben.
Harald Blauzahn – Begründer des dänischen Reiches
Harald Blauzahn – Begründer des dänischen Reiches
Harald I. „Blauzahn“ Gormsson lebte Ende des ersten Jahrtausends n. Chr. Der Wikinger gilt als Begründer des dänischen Reiches, indem er das Land einte, das Christentum einführte und Reformen durchsetzte.
Nachdem sich Harald zum christlichen Glauben bekannt hatte, verbesserten sich die Beziehungen der Wikinger zu den südlichen Nachbarn und auch der Handel florierte. So brachten Kaufleute neben Tüchern und Schmuck vor allem Silber(münzen) nach Skandinavien – die Grundlage für den Schatz von Rügen.
Der umstrittene Herrscher war historischen Quellen zufolge nach der verlorenen Ostseeschlacht gegen seinen Sohn Sven Gabelbart (965-1014) im Jahr 986 nach Pommern geflohen, wo er ein Jahr später auf der Jomsburg (wohl beim heutigen Wolin/Swinemünde) starb.
Wie der Silberschatz nach Schaprode auf Rügen gelangte, ist noch nicht geklärt. Dennoch gibt es deutliche Hinweise auf den gut erhaltenden Fundstücken, die den Schatz mit dem berühmten Wikinger in Verbindung bringen. Vielleicht hat der Dänenkönig die Kostbarkeiten auf seiner Flucht vergraben...
Die 6 spannendsten Funde aus dem Wikingerschatz von der Insel Rügen
Der Silberschatz von Rügen sorgt weltweit für Aufsehen. Medien in China, den USA und ganz Europa berichten darüber. Wir zeigen die interessantesten Stücke.
Schmuck wie in Terslev
Terslev auf der dänischen Insel Seeland wurde durch den dort entdeckten Wikingerschatz weltberühmt. Die Schmuckstücke sind mit winzigen aufgelöteten Perlen und Drähten verziert. Dieser Stil fand sich jetzt auch auf dem Rügener Silberschatz.
Hals oder Oberarm? Reife als Zahlungsmittel
Reife wurden entweder um den Hals oder um den Oberarm getragen. Dabei sollten sie weniger als Schmuck dienen, sondern eher Zahlungsfähigkeit zum Ausdruck bringen und so Respekt einflößen. Bei Bedarf konnte der Besitzer ein Stück davon abhacken und mit dem Silber bezahlen.
Symbol für das christliche Dänemark
Die Münze mit dem typischen Kreuz mit Querbalken am Ende war typisch für König Harald Blauzahn und Symbol für die Christianisierung Dänemarks unter seiner Herrschaft. Sie war allerdings relativ selten. Dass im Schaproder Schatz gleich 100 von ihnen gefunden wurden, verwundert Experten.
Thors Hammer ohne Kraft
Mjölnir, die magische Waffe des Gottes Thor, wurde häufig als Amulett um den Hals getragen - so wohl auch der aus dem Schaproder Fund. Doch zu der Zeit, als der Schatz vergraben wurde, war er womöglich nur noch reines Zahlungsmittel.
Ein Stück Koran: Dirham aus Damaskus
Die älteste Münze im Schatz stammt aus dem Jahr 714 und ist ein Dirham aus Damaskus (Syrien). Auf ihr ist die Sure 111 aus dem Koran eingeprägt. Sie könnte als Mitbringsel einer Wikingerfahrt oder durch Handel in den Norden gelangt sein.
Perlen aus Silber – statt aus Glas und Bernstein
Perlen waren bei Wikingern ein beliebtes Zahlungsmittel, allerdings wurden sie häufig aus Glas, Bernstein oder Halbedelsteinen geformt. Dass der Schaproder Schatz ausschließlich Silberperlen enthielt, war daher für die Archäologen eine Überraschung.
Der Boden des Landes ist gespickt mit Zeugnissen der Gechichte
Schon vor der Ausgrabung auf Rügen fand man in MV wertvolle Schmuckstücke und Münzen aus dem frühen Mittelalter. Dazu zählen Der Hiddenseer Goldschmuck, die Silbermünze von Görke, die Bardowicker Denare und Brakteate sowie die Peenemünder Goldringe.
Goldschatz von Hiddensee
Nach zwei Sturmhochwassern auf Hiddensee 1872/1874 wurde der Schatz aus dem 10. Jahrhundert in mehreren Etappen geborgen.
Er umfasst 16 Teile: einen geflochtenen Halsreif, eine Scheibenfibel, zehn kreuzförmige Hängestücke und vier Zwischenglieder mit einem Gesamtgewicht von 596 Gramm Feingold.
Auch dieser Goldschmuck wird der Epoche von Harald Blauzahn zugeschrieben, weil sich heidnische und christliche Symbole auf den Fundstücken abwechseln.
Hiddenseer Goldschmuck Aufbewahrt in Stralsund
„Das große handwerkliche Können, das sich in diesem Fund widerspiegelt, sowie die Goldmenge verweisen auf das Umfeld eines bedeutenden Machtzentrums“, heißt es im Stralsund Museum, wo der Fund ausgestellt ist.
Die Stücke haben einen Versicherungswert von knapp 70 Millionen Euro.
Silbermünze von Görke Fundort: Görke (Landkreis Vorpommern-Greifswald)
1926 pflügte ein Bauer aus Görke bei Anklam seinen Acker. Dabei fielen ihm glänzende Teile auf, die sich später als islamische Silbermünzen mit einem Gesamtgewicht von etwa 70 Gramm herausstellten. Zunächst wurde angenommen, damit sei der Fund abgeschlossen. 2013 wurde dann der Fundort aber nochmal mit modernen Hilfsmitteln untersucht und weitere 420 Münzbruchstücke aus dem 10. Jahrhundert entdeckt. Sie stammen aus dem heutigen Usbekistan, Afghanistan oder Persien.
Bardowicker Denare Fundort: Klebe (Landkreis Ludwigslust-Parchim)
In der Nähe von Plau am See befand sich eine spätslawische Siedlung. Dort wurden in
24 Vorratsgruben, 19 Feuerstellen und 38 Gruben unbestimmter Funktion
neben Keramikobjekten auch zwei Münzschätze gefunden.
Drei der vier Bardowicker Denare (im Bild) sind durch Korrosion, die wohl auf Veranlassung von
Herzog Heinrich dem Löwen im Zeitraum 1160-1180 geprägt wurden und
ursprünglich als Münzrolle versteckt worden waren. Sie haben einen
Durchmesser von 17,4 mm, ein Gewicht von 0,65 g und zeigen auf der einen
Seite eine stilisierte Kirche oder einen Tempel, auf der anderen ein
Balkenkreuz mit vier Punkten in den Winkeln und einer umlaufenden
Umschrift.
Foto:
LAKD M-V
Bardowicker Brakteate Fundort: Klebe
Schon wenige Wochen später fand sich – wiederum in einer ehemaligen
Vorratsgrube – ein zweiter Münzschatz. Dieser bestand aus insgesamt 19
Brakteaten. Die Fundumstände ließen auch hier darauf schließen, dass sie
als Münzrolle in den Boden gelangten. Vier Münzen sind so fest
verbacken, dass die beiden mittleren Exemplare nicht bestimmbar sind. Im
Übrigen umfasst der Fund fünf Brakteatentypen von drei Prägeorten.
Peenemünder Goldringe
Beim Baumpflanzen stieß ein Forstarbeiter in Peenemünde auf Usedom 1905 auf drei in der Erde vergrabene Goldringe. Erst 1908 kam es zu einer gezielten archäologischen Folgeausgrabung, die fünf weitere Goldringe zu Tage brachte.
Die aus Golddraht gefertigten Ringe werden der Goldschmiedekunst der Wikinger um 1000-1100 n. Chr. zugeordnet.Vergleichbare Funde wurden auch in Südschweden und Dänemark gemacht
Fotos: Archiv, Stefan Sauer,
LAKD MV/LHA