Seltene Tiere im Visier Auf der Abschussliste: Biber, Kormoran, Wolf & Co. leben in MV gefährlich
MV ist vielerorts noch ein echtes Naturparadies. Viele Tierarten, die anderswo selten sind, fühlen sich hier wohl. Doch teilweise sind die Bestände inzwischen so groß geworden, dass es zu Konflikten mit dem Menschen und seinen Nutztieren kommt. Für manchen ist die Begrenzung der Populationen der einzige Ausweg. Till Backhaus (SPD) muss dabei stets abwägen: Als Agrarminister von MV will er es den Landwirten recht machen und sie davor schützen, dass der Nandu ihr Getreide frisst oder der Wolf ihre Schafe reißt. Als Umweltminister dagegen ist er für den Schutz von Wildtieren zuständig. Ein schwieriger Spagat.
Foto:
Marcus Brandt/dpa
Biber sorgt für Hochwasser
Der Biber war in ganz Europa schon fast ausgerottet. In den siebziger Jahren wurden dann an der Peene einige Tiere ausgesetzt, in den Neunzigern dann auch im Sternberger Seenland. Heute gibt es etwa 2300 Exemplare in MV. Die Eigenschaft des Bibers, Dämme zu bauen und Wasser zu stauen, sorgt für Konflikte mit dem Menschen: Landesweit sind rund 400 Kilometer Flüsse und Bäche betroffen.
Foto: Patrick Pleul/dpa
Nandu frisst Landwirten Getreide weg
Nandus stammen aus Südamerika. Doch nachdem vor etwa 20 Jahren einige Tiere aus einem Gehege bei Lübeck ausgebrochen waren, haben sie sich in der Schaalseeregion prächtig vermehrt. Knapp 600 sind es inzwischen. Das bringt die Landwirte auf die Zinnen: Sie verweisen auf erhebliche Ernteausfälle durch die gefräßigen Laufvögel. Die Landwirte fordern gegebenenfalls den Abschuss männlicher Tiere.
Foto: Christian Charisius/dpa
Der Wolf reißt Schafe
Der einst in MV ausgestorbene Wolf ist zurück: 2006 wurden die ersten Tiere beobachtet, heute gelten sechs Rudel als heimisch.Bis heute wurden in MV 69 Vorfälle gemeldet, bei denen vermutlich Wölfe insgesamt 270 Tiere getötet und knapp 100 verletzt hatten. 90 Prozent der gerissenen Nutztiere waren Schafe. Der vom Land gezahlte Schadensausgleich beläuft sich auf insgesamt etwa 60 000 Euro. Agrarminister Backhaus will mit seinen Amtskollegen eine Grundlage zur "Entnahme von problematischen Wölfen“ entwickeln.
Foto: Patrick Pleul/dpa
Kormorane fangen viele Fische
Kormorane gelten als die besten Fischjäger in der Natur. Die Konkurrenz zu den Fischern führte dazu, dass der Kormoran fast ausgerottet wurde. Inzwischen gibt es wieder mehr als 20 000 Brutpaare in Deutschland. Für Minister Backhaus reicht das: „„Die Höhe des guten Erhaltungszustandes ist meiner Meinung nach längst erreicht." An Binnengewässern werden jährlich schon etwa 1000 Kormorane pro Jahr geschossen, Backhaus will auch die Küste zum Jagdrevier machen.
Foto: Stefan Sauer/dpa
Kegelrobben: Als Fischräuber verfolgt
Die Kegelrobbe gilt als Fischräuber, für ihren Abschuss wurden früher sogar Prämien gezahlt. 1930 war die Kegelrobbe in der südwestlichen Ostsee ausgerottet. Im April 2018 wurden in den vorpommerschen Gewässern wieder etwa 300 Tiere gezählt. Die Landesregierung hat eine Studie in Auftrag gegeben, mit der die Fangschäden der Fischer durch Robben ermittelt werden sollen, Ergebnisse sollen 2020 vorliegen.
Foto: Stefan Sauer/dpa
Wildschwein: Nicht gefährdet, aber gefährlich
Das Wildschwein ist nicht gefährdet, stellt aber selbst eine Gefahr dar: Experten befürchten, dass es die Afrikanische Schweinepest aus Osteuropa einschleppen könnte. Das hätte dramatische Konsequenzen für die Hausschweine in den Ställen. Sie dürften nach einem Ausbruch der Seuche nicht mehr verkauft werden, Milliardenschäden für die Landwirte wären die Folge. Daher unterstützt Backhaus die Jäger und zahlte ihnen in der Jagdsaison 2017/18 erstmals eine „Bürzelprämie“ von 25 Euro für jedes erlegte Tier.
Foto: Lino Mirgeler/dpa