Post von Porath: Teil 10 Sind Kreuzfahrten nur was für Spießer?
OZ-Kolumnistin und Radiomoderatorin Julia Porath hat sich in dieser Woche mit ihrer privaten Urlaubsplanung beschäftigt und widmet sich dabei den Vorurteilen gegenüber Kreuzfahrten. Ob das Spießer- und Rentner-Image überholt ist, lest Ihr in der neuen Folge „Post von Porath“.
Urlaub – Balsam für meine Seele
Sind
wir mal ehrlich: Wir arbeiten, um Geld zu verdienen. Um unsere
Fixkosten zu decken und uns einen schönen Urlaub zu leisten. Vielen
macht die Arbeit natürlich Spaß und die Kollegen sind echte
Freunde, trotzdem muss man auch mal raus und die Welt entdecken.
Das
ist Balsam für die Seele und meiner Meinung nach ganz nebenbei die
beste Art, sich zu bilden. In dieser Woche habe ich Flüge nach
Florida gebucht. Es wird ein Roadtrip. Dazu gönne ich mir noch eine
kleine Kreuzfahrt. Aber wie ist so eine Reise, „gefangen“ auf
hoher See?
Mallorca, Rom, Barcelona? Warum nicht gleich alles auf einmal?
Wer
viel sehen will, muss viel rumkommen. Das geht nicht nur mit einem
Roadtrip, sondern auch mit einer Kreuzfahrt ;)
Als
Kind der Küste will ich auch im Urlaub nicht auf mein geliebtes Meer
verzichten. Dazu große Metropolen und paradiesische Inseln entdecken
– perfekt.
Ich habe selbst schon zwei Kreuzfahrten gemacht – in
der Karibik und im Mittelmeer. Und immer stellen mir meine Freunde
die gleiche Frage: „Sind da nicht nur Rentner und
Spießer auf
dem Schiff?“
Skeptisch an Bord
Meine
erste Kreuzfahrt ging von New York nach Barbados. Klingt das
spießig?! Ich finde nicht. Das Schiff lag im Hudson River – mitten
in Manhattan. Ich war fasziniert und ging trotzdem skeptisch an Bord.
Die Leute neben mir habe ich genau unter die Lupe
genommen. Immer wieder hörte ich ein paar Kreuzfahrer-Insider-Gags
und fühlte mich etwas fehl am Platz.
Doch schnell stellte sich
heraus: Alle, wirklich alle, sind super nett und auch offen für
jungfräuliche Kreuzfahrer wie mich. Das Bordpersonal half mir beim
Zurechtfinden auf den 14 Decks und mit einer anderen Passagierin
hatte ich direkt ein Cocktail-Date für später ausgemacht. In keinem
Urlaub findet man so schnell Anschluss oder neue Freunde.
Das Feuer hat mich gepackt
Keine
Sorge, man muss nicht nonstop mit anderen Passagieren Zeit
verbringen. Beim Essen ist es jedoch meist so, dass man an großen
Tischen zusammensitzt. Es sei denn man geht eher schick im à la
carte Restaurant speisen.
Genau das gefällt mir an Kreuzfahrten. Ich
habe so viele Optionen. Das Schiff ähnelt einer Kleinstadt. An einem
Seetag genieße ich ein Sonnenbad am Pool, etwas Ruhe im Spa-Bereich,
ein Buch in der Bibliothek oder eine kleine Party in der Bar.
Die Kreuzfahrt-Typen
Wenn
das Schiff anlegt, trennt sich die Spreu vom Weizen. Als Neuling
beobachte ich gerne die verschiedenen Kreuzfahrt-Typen:
Es gibt die,
die morgens um 6.30 Uhr fertig mit Rucksack bepackt das
Anlege-Manöver beobachten und als erstes von Bord gehen. Ich nenne
sie „die Streber“. Sie haben gefühlt eine Excel-Liste erstellt,
was sie gesehen und erlebt haben müssen und arbeiten diese ab.
Die Kreuzfahrt-Typen
Dann
gibt es den „Schiff-Lover“: Den „Schiff-Lover“ zeichnet aus,
wie unbeeindruckt er von einer Trauminsel ist. Er bleibt auf dem
Schiff und sonnt sich am Pool, während draußen das paradiesische
Meer wartet. Während der gesamten Kreuzfahrt ist der „Schiff-Lover“
länger auf dem Schiff als der Kapitän. Selbst der macht Landgänge ;)
Und
dann gibt es welche wie mich.
„Die Urlauber“
Ich
zähle mich zu den Normalos. Klar, dass ich das selbst schreibe :).
Ich schlafe bis 8.00 Uhr, gehe frühstücken und
dann gegen 10 Uhr von Bord. Meistens lasse ich den Ort
auf mich zukommen, habe am Vorabend recherchiert und
buche spontan einen Ausflug. Ich mache mir keinen
Stress, schließlich bin ich im Urlaub und will mein durchgetaktetes
Arbeitsleben hinter mir lassen. Auf Karibik-Inseln klappt das auch
gut und macht Spaß.
Rom in nur sechs Stunden, wenn das Schiff auch
noch weiter entfernt liegt, ist Stress pur.
Insgesamt
bin ich jedoch von der Tatsache, in kurzer Zeit viel zu sehen,
begeistert. So bekommt man außerdem eine Idee, seinen
nächsten Städtetrip zu planen.
Ein fahrendes Hotel – All Inclusive
Auch
wenn ich mich in einem anderen Artikel gegen All-Inclusive Urlaub
ausgesprochen habe: Auf einem Schiff ist der Rundum-Service ganz
angenehm.
Frühstück, Mittag, Kaffee und Kuchen und Dinner in
verschiedenen Restaurants. Und ein immer sauberes Zimmer, in dem ich
Ruhe finde.
Ich bevorzuge eine Kabine mit Balkon.
Es
ist einfach aufregend, morgens vom Bett aus zu sehen, in welchem
Hafen man als nächstes anlegt. Ich bin wie ein kleines Kind voller
Vorfreude, eine neue Stadt, Ort oder Insel zu erkunden.
Chic und adrett
Nein,
das Foto ist nicht von einer Gala, sondern von der AIDAperla.
Wer
glaubt, dass man sich an Bord eines Kreuzfahrtschiffes nicht so
richtig rausputzen kann, irrt. Die neuen Schiffe punkten mit einer
schönen Nachtclub-Bar (adults only) und entführen in die
Glamour-Welt von Moulin Rouge oder in die 20er Jahre nach New York.
Danach geht es in die Champagner-Bar (Spray-Bar) von Moet &
Chandon, ganz in weiß.
AIDA holt Welt-DJ David Guetta
Ich glaube diese Tatsache allein zeigt, dass Kreuzfahrten nicht nur für ältere Menschen sind. Meine Oma zum Beispiel kennt David Guetta gar nicht. Zur Taufe der neuen AIDAnova direkt vor der Meyer-Werft in Papenburg legt Ende August Star-DJ David Guetta vor 25.000 Menschen auf. Die Tickets waren nach nur einem Tag ausverkauft.
Fazit
Von
wegen spießig, langweilig und nur was für alte Menschen.
Kreuzfahrten boomen! Reisen mit dem Schiff begeistert mich und ich
mag es sowohl lässig als auch schick und luxuriös. Die Reedereien
brauchen kein jüngeres Image, sie haben es bereits. Pärchen,
Singles, Familien – jung und alt. Ich habe auf meinen beiden
Kreuzfahrten alles gesehen – nur keine Spießer.
Eure
#juliaporath