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Los geht's

Sea Eye - Einsätze

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Nachts legen die Flüchtlingsbote in Libyen ab - im Schutz der Dunkelheit. Nach einigen Stunden haben sie schließlich die Hoheitsgewässer verlassen. Dort können sie von privaten Organisationen wie Sea-Eye gerettet werden.

Nachts sind die Aussichten auf eine Rettung gering. Die kleinen Boote sind auf dem Radar kaum zu sehen, und mit dem Fernglas ist nichts zu erkennen. Erst, wenn die Sonne aufgeht, kann die Crew den Horizont absuchen und dort Boote erspähen.

Eine schwere Aufgabe: Wellen sehen am weit entfernten Horizont aus wie kleine Boote, zudem sind im Einsatzgebiet viele Fischer unterwegs, die leicht mit Flüchtlingen verwechselt werden können.

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Es dauert, bis die Crew das Boot findet. Die letzte gemeldete Position ist Stunden her. Schließlich gelingt es den Helfern. Mit dem Schlauchboot fahren sie zu den Flüchtlingen.

Die Erleichterung ist den Männern und Frauen anzusehen, als sie sich in Sicherheit wissen. Die Kinder scheinen noch nicht zu verstehen, was passiert. Sie weinen oder starren vor sich hin.

Fast fünf Stunden müssen die 30 Männer, Frauen und Kinder an Bord ihres kleinen Bootes ausharren, bis die Leitstelle MRCC in Rom entscheidet, wie es weitergehen soll.

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Einige der Flüchtlinge sind verunsichert, als die Rettungscrew auf sie zufährt. Als erstes fragen die Helfer, wer Englisch oder Französisch spricht. Dann „Ist jemand verletzt?“ und „Sind Kinder an Bord?“ und „Schwangere?“ Außerdem ist es wichtig, die Menschen zu überzeugen, dass sie nun in Sicherheit sind.

Erst, wenn die Lage mit der Leitstelle MRCC abgeklärt ist und alle eine Schwimmweste haben, werden die Flüchtlinge an Bord des Schlauchbootes, der „Charlotti 3“, genommen.

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Die Geflüchteten verbringen Stunde um Stunde auf den wackeligen und überfüllten Booten. Oft haben sie nicht genug Wasser dabei, sie leiden an Seekrankheit und Verbrennungen.

Die seelische Belastung ist den Menschen anzusehen. Die Stunden auf dem Meer sind das eine. Einige erzählen auch von menschenunwürdigen Bedingungen in libyschen Lagern. Medien berichten außerdem über Sklavenhandel in den Gefängnissen.

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Immer wieder fragen die Geretteten nach Italien, nach Europa. Bringen wir sie da hin? Wann? Aber nicht zurück nach Libyen, oder? Warum dauert das so lange? Die Unsicherheit ist groß.

Die Crew ist bemüht, permanent das Gefühl der Sicherheit zu geben. Muss sie mit dem Schlauchboot kurz zurück zur Seefuchs, sagen sie mehrmals „Wir sind gleich zurück, wir kommen gleich wieder.“ Die Helfer erklären den Geflüchteten jeden Schritt, um Transparenz zu schaffen. Und immer wieder fragen sie ab, ob die Menschen etwas brauchen – Medikamente, Wasser, etwas Süßes für die Kleinen? Und sie mahnen: „Behalten Sie Ihre Schwimmwesten an!“

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Der Rand eines kleinen Fischerbootes ist etwa 30 Zentimeter hoch. Auf ihm sitzen Männer Schulter an Schulter. Bei hohen Wellen haben sie kaum eine Chance, sich festzuhalten. Schwinden dann nach etlichen Stunden, Seekrankheit und wenig Wasser die Kräfte, drohen sie, ins Wasser zu fallen und zu ertrinken.

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Viele Flüchtlinge gehen mit der Vermutung aufs Meer, dass sie in wenigen Stunden Italien erreichen. Aber allein mit einem Kutter wie der Seefuchs braucht man mehr als 24 Stunden bis nach Malta. Wachführer Bert hat ausgerechnet, dass die Menschen zudem bis auf drei Grad genau navigieren müssen, um das Land nur zu sehen. Lampedusa ist noch kleiner, das italienische Festland viel weiter weg. Nur wenige Boote schaffen es alleine nach Europa.

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1000 Rettungen verzeichnet das MRCC an dem Tag, als die Seefuchs-Crew 33 Menschen an Bord nimmt. Weil es mit der großen Zahl schier überlastet ist, entscheidet die Behörde, dass die Seefuchs die Geflüchteten vorerst in Sicherheit bringen soll – sprich an Bord.

Zwei Tage werden die Gäste aus Eritrea, Gambia und Libyen an Bord bleiben, bis die NGO „Open Arms“ sie nach Italien bringt. Sie selbst hat da bereits mehr als 300 Gerettete auf dem Schiff. 

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Es hat fast etwas Magisches, als sich die Crew am Heck des Schiffes versammelt. Sie wollen ein Holzboot anzünden und versenken, aus dem sie Menschen gerettet hat. Zuvor hat sie den Motor abgebaut.

Die Seefuchs-Mannschaft macht das aber nicht aus Spaß: Damit Schlepper das Boot nicht nochmal nutzen können, um Menschen auf See zu schicken, muss es vernichtet werden. Andere Boote werden mit "SAR" (Search and Rescue) gekennzeichnet. Das bedeutet, dass daraus Menschen gerettet wurden.

Das Schlauchboot einer anderen Rettung wird der Verein selbst nutzen – für Einsätze oder als Anschauungsobjekt bei Vorträgen.

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In Italien erwartet die Flüchtlinge eine ungewisse Zukunft. Alle werden nicht in Europa bleiben können. Die Männer aus Gambia müssen damit rechnen, in ihre Heimat zurückgeschickt zu werden. War also alles umsonst?

Für die Flucht haben sie sich hoch verschuldet. 5000 Dollar haben Geflüchteten für die Überfahrt bezahlt – angekommen wären sie ohne Hilfe nicht.

Ein paar junge Männer haben mit der Crew E-Mail-Adressen ausgetauscht. Sie wollen sich melden. Wahrscheinlich aber werden ihnen die kleinen Zettel in Italien abgenommen. Eine Frage bleibt. Was aus den jungen Menschen wohl wird?

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