Diese Männer haben Manuela Schwesig zur Macht verholfen Von Benjamin Fischer
Ministerpräsidentin, Bundesministerin, SPD-Vizechefin, vielleicht bald Parteivorsitzende: In den vergangenen fast zehn Jahren hat Manuela Schwesig eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. Sie kämpft für mehr Frauen in Führungspositionen und hat zugleich selbst auf die Hilfe dieser sieben Männer gesetzt.
Nikolaus Voss Der Entdecker
Der langjährige Staatssekretär im
Sozialministerium entdeckt früh das politische Talent von Manuela
Schwesig. Bereits im Jahr 2002 fällt sie ihm während eines Abends
des SPD-Ortsvereins auf. Voss ist zu dieser Zeit längst ein
SPD-Urgestein in der Landeshauptstadt.
Etwa ein Jahr später tritt
Manuela Schwesig schließlich in die SPD ein und engagiert sich in
den folgenden Jahren in der Schweriner Kommunalpolitik. Sie wird
Chefin der SPD-Fraktion in der Stadtvertretung. Nach dem Tod der
kleinen Lea-Sophie, der durch bessere Kontrollen des Jugendamtes zu
verhindern gewesen wäre, fordert Schwesig Konsequenzen im Rathaus.
Dem damaligen Ministerpräsidenten Erwin Sellering gefällt der
Einsatz. Er holt Schwesig 2008 als Sozialministerin in sein Kabinett.
Der Zufall will es, dass Voss und Schwesig im Sozialministerium von MV fortan sehr eng
zusammenarbeiten. Besonders am Anfang profitiert sie von seiner Erfahrung in der Landesregierung. Die beiden besuchen abends manchmal ein Café in der Schweriner Münzstraße - auch um strategische
Dinge zu besprechen.
Erwin Sellering Der Förderer
Der damalige Ministerpräsident bietet Schwesig
den Posten als Sozialministerin an, nachdem zunächst er 2008 sein Amt von Harald Ringstorff übernommen und das Sozialressort zuvor
selbst geführt hatte. Schwesig sagt ja und ist zu dieser Zeit die jüngste Ministerin bundesweit.
Sellering nutzt später seinen Einfluss in der Bundes-SPD, um Schwesig
weiterzuempfehlen. Bereits damals gibt es erste Vermutungen, dass sie
ihn eines Tages als Ministerpräsidentin beerben könnte.
Frank-Walter Steinmeier Der politische Freund
Schon 2009 holt der damalige
SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier Schwesig überraschend
in sein Kompetenzteam. In der Gruppe befinden sich außer ihm selbst keine politischen
Stars, aber eine Frau aus dem Osten soll ihm genau dort Quote
bringen. Die beiden lernen einander schätzen.
Nach der für die SPD verpatzten
Bundestagswahl wächst das Vertrauen weiter. Schwesig und Steinmeier
treffen sich in den folgenden Jahren mehrfach – mal privat mit den
Familien in Schwerin, mal dienstlich, aber konspirativ an
verschiedenen Orten. Steinmeier wird Schwesigs mächtiger Verbündeter
in Berlin, während Sigmar Gabriel zunächst infrage gestellt haben
soll, ob ein Platz in der Bundesregierung wirklich der richtige für
Schwesig ist.
Ralf Kleindiek Die Elternzeit-Vertretung
Ralf Kleindiek zieht gleichzeitig
mit Manuela Schwesig ins Familienministerium ein. Sie als
Bundesministerin, er als Staatssekretär mit viel
Regierungserfahrung. Der Ministerialbeamte war zu diesem Zeitpunkt
bereits im Innen- und im Justizministerium tätig. Er kennt das
politische Berlin, das Schwesig zu diesem Zeitpunkt noch erobern
muss.
Ein veritabler Fehler passiert Kleindiek nachdem Schwesig sich 2016
vor der Geburt ihrer Tochter Julia gerade in den Mutterschutz
verabschiedet hat
–
und er sie auch öffentlich vertritt. Im
Familienministerium hätte damals auffallen müssen, dass das Gesetz
zur Einschränkung des Familiennachzuges, anders als ursprünglich
mit der CDU verhandelt, auch für unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge in vollem Umfang gilt. Die SPD hatte ursprünglich gefordert, dass
unbegleitete Jugendliche ihre Eltern beispielsweise aus Syrien
nachholen können. Im verabschiedeten Entwurf fehlt diese
Einschränkung allerdings.
Aus den Reihen der Union lässt der Spott nicht lange auf sich warten. Kleindiek zeigt
Rückgrat und hält für die Ministerin den Kopf hin. Schwesig
übersteht die Panne, ohne selbst einen Fehler zugeben zu müssen.
Stefan Schwesig Der Ehemann
Ohne ihn wäre die Karriere von Manuela
Schwesig undenkbar. Ihr Ehemann Stefan Schwesig gilt als ein
besonnener Mensch, der am Rande von Terminen, bei denen er seine Frau
nur in Sonderfällen
begleitet, gern über alles andere als Politik redet.
Nehmen Schwesigs als Familie an öffentlichen Veranstaltungen teil,
sieht das Bild oft so aus, dass sie im Rampenlicht steht, während er
sich um die Kinder kümmert.
Stefan Schwesig hat als
Manager ordentlich Karriere gemacht und ist seit Jahren bei der
landeseigenen Deponie Ihlenberg in Nordwestmecklenburg als
Chef-Controller tätig. Anders als bei seiner Frau, ist sein Job aber deutlich weniger öffentlichkeitswirksam.
Christian Frenzel Der Unpolitische
Der Jurist ist von Erwin Sellering zum
Chef der Staatskanzlei berufen worden – dem obersten
Verwaltungschef der Landesregierung, der in zweiter Reihe hinter den
Ministern dafür sorgt, dass der Laden läuft.
Christian Frenzel tat
dies immer geräuschlos, aber ohne spürbare politische Ambitionen, eher juristisch
trocken und verwaltungsaffin. Nach dem Machtantritt von Manuela
Schwesig als Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern soll
Frenzel die Minister des Landes zunächst daran erinnert haben, dass
sie sich, wenn sie die Ministerpräsidentin in eine Entscheidung
einbinden wollen, zunächst an ihn zu wenden haben, damit er die
Dinge mit ihr vorbesprechen könne. Direkte SMS an sie in politisch relevanten
Dingen sollten unterbleiben. Frenzel hat Schwesig unterstützt, ist
aber politisch eher farblos geblieben. Der Jurist wird ausgetauscht und kehrt in
seinen Beruf als Richter zurück.
Reinhard Meyer Der neue Mann in der Staatskanzlei
Er wird sie in Zukunft beraten: Reinhard Meyer. Der SPD-Mann war von 2012 bis 2017
Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein und kehrt nun an seine alte
Position als Chef der Staatskanzlei in Mecklenburg-Vorpommern zurück.
Er hat seit den 90er-Jahren in der Landesregierung mehrere Positionen
besetzt. Schritt für Schritt ging's nach oben. Chef der
Staatskanzlei war er bereits von 2006 bis 2012.
Meyer gilt als Mann
mit einem exzellenten politischen Gespür sowie als entscheidungsstark.
Schwesig dürfte von seinem zuverlässigen Kompass in
landespolitischen Zusammenhängen profitieren. Bei der Bearbeitung
trockener Akten spät abends im Büro soll er gern gute Musik hören.
Hoffentlich gefällt die auch seiner Chefin, die ebenfalls oft bis
spätabends Dinge abarbeitet. Meyers und Schwesigs Büro befinden
sich in unmittelbarer Nähe auf der gleichen Etage in der Staatskanzlei.