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Frau Schwesig und ihre Männer

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Ministerpräsidentin, Bundesministerin, SPD-Vizechefin, vielleicht bald Parteivorsitzende: In den vergangenen fast zehn Jahren hat Manuela Schwesig eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. Sie kämpft für mehr Frauen in Führungspositionen und hat zugleich selbst auf die Hilfe dieser sieben Männer gesetzt.

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Der langjährige Staatssekretär im Sozialministerium entdeckt früh das politische Talent von Manuela Schwesig. Bereits im Jahr 2002 fällt sie ihm während eines Abends des SPD-Ortsvereins auf. Voss ist zu dieser Zeit längst ein SPD-Urgestein in der Landeshauptstadt.

Etwa ein Jahr später tritt Manuela Schwesig schließlich in die SPD ein und engagiert sich in den folgenden Jahren in der Schweriner Kommunalpolitik. Sie wird Chefin der SPD-Fraktion in der Stadtvertretung. Nach dem Tod der kleinen Lea-Sophie, der durch bessere Kontrollen des Jugendamtes zu verhindern gewesen wäre, fordert Schwesig Konsequenzen im Rathaus. Dem damaligen Ministerpräsidenten Erwin Sellering gefällt der Einsatz. Er holt Schwesig 2008 als Sozialministerin in sein Kabinett.

Der Zufall will es, dass Voss und Schwesig im Sozialministerium von MV  fortan sehr eng zusammenarbeiten. Besonders am Anfang profitiert sie von seiner Erfahrung in der Landesregierung. Die beiden besuchen abends manchmal ein Café in der Schweriner Münzstraße - auch um strategische Dinge zu besprechen.

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Der damalige Ministerpräsident bietet Schwesig den Posten als Sozialministerin an, nachdem zunächst er 2008 sein Amt von Harald Ringstorff übernommen und das Sozialressort zuvor selbst geführt hatte. Schwesig sagt ja und ist zu dieser Zeit die jüngste Ministerin bundesweit.

Sellering nutzt später seinen Einfluss in der Bundes-SPD, um Schwesig weiterzuempfehlen. Bereits damals gibt es erste Vermutungen, dass sie ihn eines Tages als Ministerpräsidentin beerben könnte.

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Schon 2009 holt der damalige SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier Schwesig überraschend in sein Kompetenzteam. In der Gruppe befinden sich außer ihm selbst keine politischen Stars, aber eine Frau aus dem Osten soll ihm genau dort Quote bringen. Die beiden lernen einander schätzen.

Nach der für die SPD verpatzten Bundestagswahl wächst das Vertrauen weiter. Schwesig und Steinmeier treffen sich in den folgenden Jahren mehrfach – mal privat mit den Familien in Schwerin, mal dienstlich, aber konspirativ an verschiedenen Orten. Steinmeier wird Schwesigs mächtiger Verbündeter in Berlin, während Sigmar Gabriel zunächst infrage gestellt haben soll, ob ein Platz in der Bundesregierung wirklich der richtige für Schwesig ist.

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Ralf Kleindiek zieht gleichzeitig mit Manuela Schwesig ins Familienministerium ein. Sie als Bundesministerin, er als Staatssekretär mit viel Regierungserfahrung. Der Ministerialbeamte war zu diesem Zeitpunkt bereits im Innen- und im Justizministerium tätig. Er kennt das politische Berlin, das Schwesig zu diesem Zeitpunkt noch erobern muss.

Ein veritabler Fehler passiert Kleindiek nachdem Schwesig sich 2016 vor der Geburt ihrer Tochter Julia gerade in den Mutterschutz verabschiedet hat – und er sie auch öffentlich vertritt. Im Familienministerium hätte damals auffallen müssen, dass das Gesetz zur Einschränkung des Familiennachzuges, anders als ursprünglich mit der CDU verhandelt, auch für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in vollem Umfang gilt. Die SPD hatte ursprünglich gefordert, dass unbegleitete Jugendliche ihre Eltern beispielsweise aus Syrien nachholen können. Im verabschiedeten Entwurf fehlt diese Einschränkung allerdings.

Aus den Reihen der Union lässt der Spott nicht lange auf sich warten. Kleindiek zeigt Rückgrat und hält für die Ministerin den Kopf hin. Schwesig übersteht die Panne, ohne selbst einen Fehler zugeben zu müssen.

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Ohne ihn wäre die Karriere von Manuela Schwesig undenkbar. Ihr Ehemann Stefan Schwesig gilt als ein besonnener Mensch, der am Rande von Terminen, bei denen er seine Frau nur in Sonderfällen  begleitet, gern über alles andere als Politik redet.

Nehmen Schwesigs als Familie an öffentlichen Veranstaltungen teil, sieht das Bild oft so aus, dass sie im Rampenlicht steht, während er sich um die Kinder kümmert.

Stefan Schwesig hat als Manager ordentlich Karriere gemacht und ist seit Jahren bei der landeseigenen Deponie Ihlenberg in Nordwestmecklenburg als Chef-Controller tätig. Anders als bei seiner Frau, ist sein Job aber deutlich weniger öffentlichkeitswirksam.

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Der Jurist ist von Erwin Sellering zum Chef der Staatskanzlei berufen worden – dem obersten Verwaltungschef der Landesregierung, der in zweiter Reihe hinter den Ministern dafür sorgt, dass der Laden läuft.

Christian Frenzel tat dies immer geräuschlos, aber ohne spürbare politische Ambitionen, eher juristisch trocken und verwaltungsaffin. Nach dem Machtantritt von Manuela Schwesig als Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern soll Frenzel die Minister des Landes zunächst daran erinnert haben, dass sie sich, wenn sie die Ministerpräsidentin in eine Entscheidung einbinden wollen, zunächst an ihn zu wenden haben, damit er die Dinge mit ihr vorbesprechen könne. Direkte SMS an sie in politisch relevanten Dingen sollten unterbleiben. Frenzel hat Schwesig unterstützt, ist aber politisch eher farblos geblieben. Der Jurist wird ausgetauscht und kehrt in seinen Beruf als Richter zurück.

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Er wird sie in Zukunft beraten: Reinhard Meyer. Der SPD-Mann war von 2012 bis 2017 Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein und kehrt nun an seine alte Position als Chef der Staatskanzlei in Mecklenburg-Vorpommern zurück.

Er hat seit den 90er-Jahren in der Landesregierung mehrere Positionen besetzt. Schritt für Schritt ging's nach oben. Chef der Staatskanzlei war er bereits von 2006 bis 2012.

Meyer gilt als Mann mit einem exzellenten politischen Gespür sowie als entscheidungsstark. Schwesig dürfte von seinem zuverlässigen Kompass in landespolitischen Zusammenhängen profitieren. Bei der Bearbeitung trockener Akten spät abends im Büro soll er gern gute Musik hören. Hoffentlich gefällt die auch seiner Chefin, die ebenfalls oft bis spätabends Dinge abarbeitet. Meyers und Schwesigs Büro befinden sich in unmittelbarer Nähe auf der gleichen Etage in der Staatskanzlei.

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