Unfallschwerpunkte Das sind die gefährlichsten Ecken für Radfahrer in Rostock
Foto: Lukas Poddig
Übersicht der von uns besuchten Orte
Auf Hinweise unserer Leser haben wir uns in der Stadt umgesehen und einige Ecken ausgesucht, die als besonders gefährlich genannt wurden. Es handelt sich dabei um eine exemplarische Auswahl von sechs Verkehrspunkten der Hansestadt.
Karte: Benjamin Barz
ADFC-Chef Michael Reitz: "Gefahr ist nicht gleich Gefahr"
Der Vorsitzende des Radfahrer-Vereins Michael Reitz macht darauf aufmerksam, dass gefährlich nicht gleich Gefahr für jedermann bedeuten muss. "Es kommt natürlich immer darauf an, wie erfahren und sicher jemand im Straßenverkehr ist. Vor allem Kinder, Senioren und Leute, die wenig Rad fahren, sind gefährdet."
Foto: Lukas Poddig
Lange Straße
Immer
wieder problematisch ist die Lange Straße für Zweiradbesitzer. Auch in der Polizeistatistik taucht die Straße als Unfallschwerpunkt auf. Problem hier: Der schmale
Fahrradstreifen wird entweder von Autos zugeparkt oder die rückwärts
ausparkenden Autos sind aufgrund der schlechten Sicht eine Gefahr, der man nur
schwer entkommen kann.
Die Stadt hat das Problem bereitserkannt und will reagieren: Die Radfahrer sollen in den normalen Straßenverkehr eingegliedert werden. Wann sich die Situation verbessert, bleibt auch für den ADFC-Vorsitzenden Michael Reitz spannend: "Da gibt es bei der konkreten Gestaltung noch keine Fortschritte."
Foto: Lukas Poddig
Ernst-Barlach-Straße/Mühlendamm
Bei
Rostockern momentan ohnehin nicht allzu beliebt ist die Ernst-Barlach-Straße.
Bekannt als die größte Baustelle der Stadt, haben es auch Radfahrer hier nicht
leicht: Statt des normalen Fahrradweges gibt es hier nur einen schmalen, zu
beiden Seiten abgesperrten Weg, der auch als Fußweg fungiert.
Foto: Lukas Poddig
Ernst-Barlach-Straße/Mühlendamm
Und als sei das für die steile Abfahrt vom Steintor noch nicht genug, gibt es am Ende der Ernst-Barlach-Straße noch eine scharfe Rechtskurve, in der auch Radfahrer aus der Gegenrichtung kommen. Wehe dem, der da keine guten Bremsen und Reaktionsvermögen hat...
Foto: Lukas Poddig
Doberaner Platz/Doberaner Straße
Unklarheit
für Zweiradbesitzer herrscht häufig in der KTV: Die Fußwege am Doberaner
Platz sind zwar offiziell für Radfahrer
freigegeben, wie man sich allerdings durch die vielen Fußgänger schlängeln
soll, ist besonders eiligen Radlern ein Rätsel. Durch die vielen Fußgänger und die Gäste in den
Straßencafés ist Platz auf dem Weg eher spärlich vorhanden. Eine klare Trennung zwischen Rad- und Fußweg könnte hier
ein Ansatz sein, um für eine Entzerrung zu sorgen.
Foto: Lukas Poddig
Supermarkt in der Grubenstraße
Auch in
der Grubenstraße hat so manch ein Radfahrer Schwierigkeiten, obwohl es hier einen Radweg gibt. Problem: Dieser wird immer wieder von Autofahrern als Parkplatz
missbraucht und sorgt so dafür, dass sich die Radfahrer zwischen den fahrenden
Autos hindurchschlängeln müssen. Besonders vor dem Supermarkt ist es für Radler häufig nicht möglich, den Radweg zu nutzen.
Foto: Lukas Poddig
Carl-Hopp-Straße
Auf dem
Weg Richtung Fischereihafen muss man sich als Radfahrer entscheiden, ob man bei
diesem Schild lieber auf der Straße bleibt oder den Fußweg vorzieht. Eine
schwierige Entscheidung, muss man doch entweder damit rechnen, mit wenig
Abstand von Autofahrern überholt zu werden oder aber Fußgänger beiseite klingeln
zu müssen. Zwar gibt es ein Hinweisschild für Autofahrer, 1,5 m Abstand beim
Überholen zu halten, bei regem Gegenverkehr ist das aber oft schlicht nicht
möglich. Die beiden Radler im Video zeigen gleich beide Varianten.
Video: Lukas Poddig
Doberaner Straße/Ecke Lübecker Straße
Auf dem
Weg in die KTV kann es für Rostocker Radler beim Einbiegen in die Doberaner
Straße kompliziert werden: Hier führt der Radweg auf die Straße, auf der in beide
Richtungen Straßenbahnen verkehren. Dazu kommen die rechts abbiegenden Autos. Sich hier in den Verkehr einzufädeln, kann Radfahrer vor Herausforderungen stellen.
Foto: Lukas Poddig
Paketautos immer öfter Hindernis für Radfahrer im Straßenverkehr
Ein
großes Problem für Radfahrer stellen darüber hinaus ganz allgemein die vielen
Paketlieferwagen dar. Durch den Boom von Versandhändlern und Bestellungen im Internet, werden die Lieferwagen immer präsenter im
Rostocker Stadtbild. So wie hier in der Krämerstraße, in der durch das
Gefälle und den Autoverkehr gleich mehrere Gefahren für Radfahrer warten.
Foto: Lukas Poddig
Radfahrer leben gefährlich Polizei nennt erschreckende Unfall-Zahlen
2017 sind in MV 1513 Fahrradfahrer verunglück. Dabei kamen neun Menschen ums Leben.
In Rostock waren bei
391
Unfällen Radfahrer beteiligt. Es gab 29 Schwerletzte und 261 Leichtverletzte.
Die Unfallschwerpunkte in der Hansestadt sind
aus Sicht der Polizei: Lange Straße, Warnowallee in Lütten Klein,
sowie die Strecke
Ulmenstraße/Arnold-Bernhard-Straße/August-Bebel-Straße.
In den Stadtteilen Rostock Stadtmitte, Lütten
Klein und Reutershagen
gibt es überproportional viele Rad-Unfälle.
Foto:
Tilo Wallrodt
Schnellstraßen für Radfahrer Senator will "Dänische Verhältnisse"
Holger Matthäus von den Grünen ist Senator für Bau und Umwelt in Rostock. Aus seinem Amt kommt ein Konzept zum Ausbau von Schnellradwegen in der Hansestadt.
„Ziel ist es, dass wir uns dänischen Verhältnissen annähern“, sagt der Bausenator. Heißt: Die Schnellstraßen sollen doppelt so breit wie
die bisherigen Radwege sein und möglichst keinen Kontakt zum Autoverkehr
haben. „Dadurch gibt es keine langen Wartezeiten mehr an Ampeln“.
Mit den Schnellwegen können pro Tag fast 32000 Kilometer gespart
werden, die bisher mit dem Auto zurückgelegt werden. Das macht rund
acht Tonnen Kohlenstoffdioxid weniger in der Rostocker Luft - und zwar
jeden Tag.
Foto: Karsten Wilke
Schnellstraßen für Radfahrer Der Aktionsplan zum Ausbau der Radschnellwege
Im zukünftigen Verkehrsnetz Rostocks machen Radschnellwege 28 Kilometer der Streckenlänge aus. Das sind 14 Prozent von insgesamt 203 Kilometer Radwege.
In weiten Teilen führt der geplante Radschnellweg entlang bereits bestehender Radwege.
Für den Ausbau des Radschnellwege-Netzes werden Kosten von etwa 15 Mio Euro kalkuliert.
Die Stadt erwartet aber, dass Land und Bund den Ausbau mit Förderquoten von 75 bis 90 Prozent unterstützen.
Mit der Fertigstellung wird in sieben bis zehn Jahren gerechnet.
Das Projekt Radschnellweg startet in der Einsteinstraße in der Südstadt.
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Erste Abschnitte in Dierkow und Südstadt geplant / Gesamtkosten liegen bei 15 Millionen Euro / 75 bis 90 Prozent sollen mit Fördermitteln finanziert werden