Hochsommer in MV Das sollten Sie bei der Hitze beachten
Hilfe für Mensch und Tier: Experten aus Mecklenburg-Vorpommern geben Tipps, wie Sie und Ihre Haustiere entspannt und gesund durch den Hochsommer kommen. Vom Rettungsschwimmer über eine Ernährungsberaterin bis zur Klimaanlagen-Techniker – das sollten Sie jetzt beachten.
Texte:
Uliana Bondarenko, Juliane Radike, Robert Berlin
Foto: Christoph Jahn
Rettungsschwimmer Auf Alkohol verzichten und langsam ins Wasser gehen
„Am häufigsten haben wir es am Strand mit Kreislaufproblemen zu tun“,
sagt der DRK-Rettungsschwimmer. Der Rostocker ist Wachleiter auf dem
Turm am Strand von Warnemünde.
Er rät: Viel Wasser trinken – und am
besten keinen Alkohol. Betrunkene seien oft unvorsichtig und bekämen
schneller einen Infarkt, weil ihre Gefäße geweitet sind.
Foto: Christoph Jahn
Auch
sollte man langsam ins Wasser gehen, damit sich der Körper daran
gewöhnen kann.
Auf unserem Foto – und nur für das Foto – springen Lukasz Redzynski (24,
l.) und Brian Rosenfeld (24), beide aus Rostock, in die Warnemünder
Ostsee.
Der 25-Jährige weiß, wenn es gefährlich wird: Wer
Kopfschmerzen hat, solle nicht schwimmen gehen. Krämpfe seien ein
Warnsignal, das Wasser zu verlassen. „Bei blauen Lippen und Fingerkuppen
ist es höchste Zeit, sich aufzuwärmen.“
Foto: Christoph Jahn
Wichtiger Hinweis des Rettungsschwimmer: In der Regel seien die Rettungstürme nur von 9 bis 18 Uhr besetzt.
Beim Schwimmen sollte man es nicht übertreiben: „Es sollte kein Wettkampf sein, sondern Badespaß“, so der Ehrenamtler.
Am besten man macht es wie Annike Scheltz auf unserem Foto: Die 23-Jährige entspannt in Warnemünde mit einem Buch auf einem Einhorn-Schwimmreifen.
Foto: Christoph Jahn
Ernährungsexpertin Mehr trinken und auf leichtes Essen achten
„Gesunde Menschen sollten mehr als üblich trinken. Ruhig bis zu drei
Liter Wasser“, sagt die Ernährungsexpertin. Da wir sehr viel Salz
ausschwitzen, sei es empfehlenswert, eine Prise ins Trinkwasser zu
geben.
„Und abends ruhig mal ein alkoholfreies Bier trinken, um den
Elektrolythehaushalt im Gleichgewicht zu halten“, rät die Rostockerin.
Das gelte jedoch nicht bei Blutdruck- und Nieren- Erkrankungen.
Foto: Christoph Jahn
Auch wenn das Eis lockt: Möglichst nichts Süßes essen, das mache nur unnötig Durst, sagt Bredefeldt. Kühlend wirke dagegen Minze, erfrischend Zitrone – beides eigne sich gut als Getränk in einer Karaffe mit frischem Wasser.
Ideal sei es, alle vier bis fünf Stunden leichte Kost zu sich zu nehmen – so wie Joel Rosario auf unserem Foto. Der Zehnjährige aus Berlin macht Urlaub am Strand von Warnemünde.
Geeignete Speisen seien gedünstetes Gemüse, Reis und Linsen. Fleisch sollte weniger gegessen werden, weil dies die Verdauung belaste, so die Expertin.
Foto: Christoph Jahn
Sportexperte Sporteinheiten dosieren
Andreas Zachhuber, der ehemalige Trainer des FC Hansa Rostock und jetzige Leiter des AOK Active Beach in Warnemünde, weiß genau, worauf man beim Sport jetzt achten muss. „Die Einheiten sollten dosiert sein: Man kann zehn bis 15 Minuten Sport treiben und dann eine Pause machen.“
Foto: Christoph Jahn
Die beste Tageszeit für sportliche Aktivitäten sei der frühe Morgen. Auf
extreme Belastungen wie Zehn-Kilometer-Läufe sollte man lieber
verzichten. Der 56-Jährige empfiehlt stattdessen leichtere Sportarten
wie Volleyball. Bei Schwindel, die Sporteinheit abbrechen.
Dazu rät er zu luftiger Kleidung und einer Kopfbedeckung. Und: Sonnenschutz nicht vergessen.
Schwindelig wird einem hier auch beim Anblick von
Fred Haase. Der Elfjährige aus Rostock macht einen Salto beim Active Beach.
Foto: Christoph Jahn
Tierarzt Hunde nicht überlasten und genügend zu trinken geben
Auch Tiere leiden unter der Hitze, erklärt der Tierarzt aus Hohen Schönberg (Nordwestmecklenburg). „Über dieses Wetter freuen sich nur wechselwarme Tiere wie Schlangen oder Schildkröten.“
Anders als Katze, die solche Tage gerne verschlafen, richten Hunde ihren Tagesablauf nach dem Menschen. „Wichtig ist: Den Hund nicht überlasten, nicht zur Aktivität zwingen, genügend Schatten und Wasser anbieten“, empfiehlt der Veterinär.
Foto:
Arne Dedert / dpa
Hunde mit wärmendem Fell leiden mehr unter Hitze als kurzhaarige Exemplare. Von Hundeeis hält der Experte übrigens nichts. „Zu kalte Getränke oder das Lutschen am Eis ist Stress für den Körper.“
Lebensgefährlich wird es für Tiere, wenn sie bei diesen Temperaturen im Auto zurückgelassen werden, warnt Göllnitz.
Ansonsten regulierten sich die Tiere selbst. Das gelte auch für Wildtiere wie Vögel, Igel oder Eichhörnchen.
Foto:
Alina Fedorenko
/ dpa
Klimaanlagen-Fachmann 22 Grad im Büro sind ideal
Für Abkühlung sorgt Rico Blankenstein, Mechatroniker für Kältetechnik bei Breuer Kälte Klima aus Grimmen. „Die ideale Raumtemperatur fürs Büro liegt bei 22 Grad“, sagt der 27-Jährige. Der Unterschied zur Außentemperatur sollte
nicht mehr als vier Grad betragen. Ansonsten könne es zu Kreislaufprobleme kommen, sobald man den Raum verlasse. Damit sich der Körper besser umstellt, sei es gut, zehn Minuten vor dem Verlassen des Autos die Klimaanlage auszustellen.
Foto: privat
Um Erkältungen zu vermeiden, schlägt er vor: „Die Lüftung sollte nicht
ins Gesicht blasen. Lieber eine Lüfterstufe niedriger stellen und indirekt kühlen.“
Damit Klimaanlagen keine Keimschleudern werden, sollten sie ein Mal im Jahr gewartet werden.
Foto: Bentley
Hautarzt Luftige Kleidung hilft gegen Hitzepickelchen
Der Parchimer Prof. Stephan Sollberg ist Experte für Hautprobleme und Allergien. „Bei der Hitze haben Insekten eine Hochphase: Um Stiche und mögliche allergische Reaktionen zu vermeiden, sollte man ein Insektenschutzmittel verwenden und auf parfümierte Pflegemittel verzichten.“
Eine weitere unerwünschte Begleiterscheinung des Sommers sei Miliaria, im Volksmund Hitzepickel genannt. Dieser Hautausschlag entstehe durch vermehrtes Schwitzen. Ein Hausmittel dagegen gebe es nicht. Etwas Linderung verschaffe luftige Kleidung. Treten die Symptome verstärkt auf und bilden sich juckende Bläschen, bleibe nur der Weg zum Hautarzt.
Foto: Frank Söllner
„Auch Hefepilze lieben die Hitze“, warnt Sollberg. „Sie bilden sich durch den Schweiß in Hautfalten, oft in Achselhöhlen oder Bauchfalten, bei Frauen auch unter der Brust.“ Anzeichen sind: gerötete Haut, weiße Schuppen, Juckreiz.
Foto: Frank Söllner
Arbeitsschutz-Expertin Dunkle Büros flexible Arbeitszeiten
Um das Arbeiten bei diesem Wetter erträglich zu machen, hat
das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) einige Hinweise
zusammengestellt. „ Räume mit einer Lufttemperatur von über 35 Grad sind nicht
zum Arbeiten geeignet, meint Sprecherin Anja Neutzling. Die Empfehlung des
Amtes lautet, dass spätestens ab 27 Grad der Hitze entgegengewirkt wird, etwa
durch das Abdunkeln mit Jalousinen oder Markisen und gutem Durchlüften in den
Morgen- und Abendstunden. Bei mehr als 30 Grad seien die Arbeit sogar dazu
verpflichtet.
Foto:
Franziska Gabbert
/ dpa
Abhilfe würden auch die Verlagerung der Arbeitszeit und das
Lockern von Kleiderordnungen schaffen. Vorbildliche Chefs stellen ihren
Mitarbeitern Getränke zur Verfügung.
Die Vorschriften gelten laut dem Lagus auch für
Arbeitsplätze im Freien, etwa auf Baustellen oder in der Gastronomie.
Wer
gesundheitlich vorbelastet ist oder körperlich schwer arbeiten muss, sollte das
Gespräch mit de Vorgesetzten suchen, um eine individuelle Lösung zu suchen.
Foto:
Fabian Sommer / dpa