Abgedreht: Film und Fernsehen in Mecklenburg-Vorpommern
Ob Usedom-Krimi, Soko Wismar oder der Polizeiruf in Rostock: Der Nordosten lässt einige Serien und Filme über die Bildschirme der Nation flimmern. Doch wie schwer ist es, als junger Regisseur hier in der Region zu Fuß zu fassen? Wie wird man eigentlich Schauspieler? Und welche bekannten Gesichter kommen aus MV?
Die OZ-Impulser sind diesen Fragen auf den Grund gegangen.
Berühmte Filmkulissen im Land Hollywood in MV! Von Charleen Jacobs
Was für ein Moment, wenn ein vertrauter Ort plötzlich im Fernsehen oder im Kino zu sehen ist. Freude kommt beim Wiedererkennen auf, wenn man diesen oder jenen Schauplatz bereits auch schon selbst besucht hat.
Doch wussten Sie, dass Colin Firth schon im Schweriner Schloss drehte oder Pierce Brosnan schon in Peenemünde unterwegs war? Wir haben die wichtigsten Drehorte im Land zusammengefasst.
Berühmte Filmkulissen im Land Historisch Technisches Museum Peenemünde
Ein Paradebeispiel für eine weltweit
bekannte Filmkulisse ist die frühere Heeresversuchsanstalt
Peenemünde im Norden der Insel Usedom. Dieser besonders
geschichtsträchtige Ort diente zur NS-Zeit als Testgebiet des Heeres
und ist durch Entwicklung und Erprobung der V2-Rakete (dem ersten,
von Menschen gebauten Objekt, das in den Weltraum eindrang) berühmt
geworden.
Kein Wunder also, dass auch Hollywood an diesem Ort
Interesse zeigte. So wählte der Regisseur Roman Polanski die
ehemalige Versuchsanstalt als Kulisse für seinen Film „The
Ghostwriter“
(2010) mit der Starbesetzung Pierce Brosnan.
Berühmte Filmkulissen in MV Ahlbecker Hof
Nicht nur heutzutage zieht es viele Urlaubsgäste der Insel Usedom in das 5-Sterne-Hotel „Ahlbecker Hof“. Bereits Franz Josef I., Kaiser von Österreich, verbrachte dort mehrere Aufenthalte auf der Sonneninsel. Das 125 Jahre alte Gebäude ist für seine luxuriöse Ausstattung und Design bekannt. Die Produzenten der ARD-Serie „Pfarrer Braun“ (gespielt von Ottfried Fischer, derr im Bild zum Dreh läuft) machten Gebrauch von diesen Eigenschaften und wählten den „Ahlbecker Hof“ bereits 2010 als Drehort für die Episode „Kur mit Schatten“ der Erfolgsserie aus.
Berühmte Filmkulissen in MV Ukranenland Torgelow
Warum eine dem Mittelalter nachempfundene Kulisse bauen, wenn man in einem richtigen Mittelalterdorf filmen kann? Das dachte sich wohl auch der britische Regisseur Christopher Smith. Für seinen Mittelalter-Mystery-Film „Black Death“ (2010), unter anderem mit dem „Game of Thrones“-Star Sean Bean, nutzte er das heutige Freilichtmuseum, das Mithilfe von Befunden aus dem 9. und 10. Jahrhundert originalgetreu rekonstruiert worden war.
Berühmte Filmkulissen in MV Wismar
Die Hansestadt Wismar ist durch die
Krimiserie „Soko Wismar“ in ganz Deutschland bekannt und wird
wöchentlich vom ZDF ausgestrahlt. Anders als der Name es vermuten
lässt, wird der Serienhit nicht nur in Wismar gedreht, sondern auch
in Berlin.
Doch „SOKO Wismar“ ist nicht die einzige berühmte
Produktion aus der Hansestadt. Bereits 1921 diente Wismar als Drehort
für den bekannten Horrorfilm „Nosferatu“, welcher als einer der
weltweit ersten Vertreter seines Genres gilt
Berühmte Filmkulissen in MV Schweriner Schloss
Das Schweriner Schloss als Kulisse in einer britisch-US-amerikanischen Agentenkomödie? Ganz genau! Im Jahr 2017 erschien der Film „Kingsman: The Golden Circle“ mit einem wahren Staraufgebot an Schauspielern in den Kinos, unter anderem mit Channing Tatum, Julianne Moore und Colin Firth. Der britische Regisseur Matthew Vaughn verwendete Außenaufnahmen der ehemaligen Residenz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge, allerdings in der Rolle des schwedischen Königspalast.
Berühmte Filmkulissen in MV Rostock aka Rollywood Von Julia Bittner
Filmemacher nutzen Rostock immer wieder als Kulisse für ihre Produktionen. Die sozialistischen Plattenbauviertel in
Lütten Klein, Evershagen und Groß
Klein
werden immer wieder als Kulisse für Filme über die DDR-Geschichte gewählt.
Die Plattenbauten von Lichtenhagen schafften es 2014 auf die deutschen Kinoleinwände, als Burhan Quarbani in „Wir sind jung. Wir sind stark.“ die Ausschreitungen vom August 1992 am Sonnenbumenhaus verfilmte.
In der Krimireihe
„Polizeiruf 110“ wird Rostock zum
Tatort und zur Kulisse von Gewaltverbrechen, die von Hauptkommissar
Alexander Bukow (Charly Hübner) und Profilerin Katrin König (Anneke
Kim Sarnau) aufgeklärt werden.
Der Science-Fiction-Politthriller „Die
Grenze“ von Sat1 fand Rostock als Drehort. In dem Film mit Anja
Kling und Thomas Kretschmann aus dem Jahr 2010 sind der Stadthafen,
die KTV und Warnemünde zu sehen.
Berühmte Filmkulissen in MV Rostock aka Rollywood
Der Leuchtturm auf dem Filmplakat vom Psychothriller „Shutter Island“
zeigt eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Warnemünder Leuchtturm. Der
Film mit Hollywood-Star Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle handelt von
einer Insel, die eine Irrenanstalt für Schwerverbrecher beherbergt. Der
Turm im Film als Ort für groteske Operationen,
jedenfalls in der Vorstellung von Ermittler Teddy Daniels, der auf
die Insel gerufen wird, um das Verschwinden einer der Insassen der
Irrenanstalt aufzuklären.
Doch nicht nur Filmkulissen aus Rostock sind beliebt. Die
Rostocker Hochschule für Musik und Theater hat bereits schon zahlreiche
Koparsen und Schauspieler zur Verfügung gestellt. Auch musikalisch hat
Rostock noch mehr zu bieten. Die Norddeutsche
Philharmonie Rostock war unter anderem an den Soundtracks für „Die
Buddenbrooks“ und „Commissario Brunetti“ beteiligt.
Film ab für die Lieblings-Filme Von Hannah Mühl, Philip Bock und Ann-Cathrin Hebbel
Die Rostocker verraten uns, was bei ihnen über die Bildschirme flimmert.
Nachwuchsfilmemacher Benjamin Hujawa Vom Hörsaal in den Regiestuhl Von Anh Tuan Tran
Nachwuchsfilmemacher Benjamin Hujawa Vom Hörsaal in den Regiestuhl Von Anh Tuan Tran
Die Filmemacherszene in Rostock wächst. Ob Kameramann, Tontechniker oder Drehbuchautor – die Hansestadt hat in den vergangenen Jahren viele junge Talente hervorgebracht. Einer dieser Nachwuchsfilmemacher ist Benjamin Hujawa. Der heute 27-Jährige absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zum Crossmedia-Redakteur, wo er lernte, vor und hinter der Kamera zu arbeiten. Seinen ersten Kontakt mit einer richtigen Filmproduktion hatte er bei einem Projekt des Filmemachernetzwerkes Rostocker Schule. Heute sitzt er neben dem Studium selbst als Autor und Regisseur auf dem Regiestuhl. Im Oktober 2016 veröffentlichte er seinen ersten Kurzfilm „Meer“. Zur Premiere seines zweiten Projektes „Alte Zeiten“ am 17. Februar spricht der Nachwuchsregisseur über seine Filmproduktionen, die Rostocker Filmemacherszene und von den Bestrebungen sich einen Namen zu machen.
OZ:
Wie gehst du deine Drehbücher an?
Benjamin Hujawa:
Ich überlege mir erstmal, wer die
Figuren sind, was sie machen, entwickle eine Geschichte für sie und
drumherum wird die Dynamik aufgebaut. Man muss sich oft dran setzen,
es ein paar Tage liegen lassen und dann wieder überarbeiten. Das
Schreiben ist viel Arbeit aber ich mach das ziemlich gerne. Vor allem
Dialoge zwischen Figuren schreiben, finde ich sehr spannend. Mein
erster Kurzfilm „Meer“ ist auch leicht autobiographisch
angehaucht. Also nach der Schule wollte ich immer Schauspieler
werden. Und dieses Gefühl der
Hauptperson, die auch Schauspieler werden will und von der
Gesellschaft und allen Sachen in der Welt in eine Richtung gedrängt
wird und dem Traum nicht nachgehen kann - das kennt man als junger
Mensch ja.
Wie
kommt das alles bei Freunden und Familie an? Musstest du dir schon
anhören, dass du lieber einem vernünftigen Beruf nachgehen
sollst?
Von
den Eltern kriegt man schon ab und zu sowas zu hören. Die würden
sich schon freuen, wenn ich in Zukunft einen festeren Job hätte oder
mich irgendwo verbeamten lassen würde. Aber die freuen sich
trotzdem, wenn mal ein Film präsentiert wird. Meine Mutter war sogar
als Statistin bei „Alte Zeiten“ dabei. Und meine Freunde finden
das cool und unterstützen das auch.
Wie schwierig ist es, Filmprojekte
umzusetzen, wenn man sich bisher noch keinen Namen gemacht hat?
An schwierigsten ist es, erstmal Geld
zu kriegen. Filmproduktionen kosten nunmal Geld, auch wenn keiner was
verdient - gerade Technik, Verpflegung und solche Sachen. Selbst wenn
man schon einen Namen hat, kann das schwierig sein. Bei meinem ersten
Film habe ich selbst 200 Euro reingesteckt, was Wahnsinn ist, weil
das eigentlich nichts ist. Unser Kameramann hat auch privat seine
ganze Technik zur Verfügung gestellt. Aber schön war, dass die
Schauspieler motiviert waren, etwas vor der Kamera zu machen, auch
wenn sie nicht bezahlt wurden.
Und nach der Premiere versucht man
den auf so vielen Filmfestivals einzureichen, wie es geht. Man will
ja, dass so viele Leute wie möglich den sehen. Bisher lief „Meer“
auf drei Filmfestivals, unter anderem beim Internationalen
Filmfest Rügen.
Gibt
es in Rostock eine große Filmemacher-Szene in der du dich bewegen
kannst oder bist du eher auf überregionale Kontakte angewiesen?
Es
gibt auf jeden Fall eine Szene. Wie gesagt, die Rostocker Schule,
was ja auch mehr sind, als nur die Leute, die sich regelmäßig
zusammensetzen und Ideen austauschen, Es kommen Leute aus allen
Richtungen, zum Beispiel Tonleute oder Kameramänner. Es ist schon
ein umfassenderes Netzwerk und klar ist es schon ein bisschen kleiner
und feiner, als zum Beispiel in Berlin und irgendwann kennt man auch
jeden. Aber ich hab das Gefühl, dass sich jetzt in letzter Zeit viel
entwickelt und viele Leute Lust haben, Sachen zu machen.
Erzähl uns von deinem aktuellen
Kurzfilm „Alte Zeiten“.
Es geht um fünf alte Schulfreunde, die
sich auf einem Klassentreffen in einer Kneipe wiedersehen, aber
merken, dass sie sich alle auseinanderentwickelt haben. Der eine ist
im Heimatdorf hängen geblieben, die anderen in große Städte
gezogen und irgendwie passt das alles nicht mehr zusammen. Die Idee
dahinter kam, weil man ja selbst auch Jugendfreunde kennt, bei denen
das so ist. Und auch diesen Dorf-Stadt-Unterschied fand ich spannend.
Das ist ja in MV auch oft ein großes Thema.
Wie liefen die Dreharbeiten?
Wir haben letztes Jahr im März drei
Tage in einer Gartenanlage am Westfriedhof gedreht.
Überraschenderweise lief alles sehr gut, obwohl man beim Film häufig
überzieht, manchmal auch sehr lange. Das hatten wir nur am ersten
Tag. Manchmal gibt es kleinere Sachen, Technisches zum Beispiel, aber
große Sachen sind zum Glück nicht schief gelaufen.
Gab es denn schon einmal große Sachen,
die schief gelaufen sind?
Bei „Meer“ haben wir eine Szene in
einer Wohnung von Freunden gedreht. Wir hatten das auch vorher mit
dem Hauseigentümer abgesprochen. Als wir gedreht haben, war das aber
anscheinend nicht mehr ganz so klar.Wir mussten den Dreh fast
abbrechen, weil einige Familienmitglieder des Eigentümers nicht
Bescheid wussten und die ganze Crew rausschmeißen wollten. Ich
hatte auch zwei gestandene Schauspieler vom Volkstheater und von der
Compagnie de Comédie, die da ankamen, als schon großes Drama
ausgebrochen war. Das war bestimmt ein schöner erster Eindruck für
die. Aber wir konnten dann noch alle beschwichtigen und das ganze zu
Ende drehen.
Wo
wärst du beruflich gerne in einigen Jahren?
Der große Traum wäre natürlich, mit Filmemachen Geld zu
verdienen. Ja, vielleicht Projekte zu haben, vielleicht abwechselnd
mal Regie zu führen, an Sachen schreiben zu können, vielleicht dann
auch mal Auftragsarbeiten zu machen und damit mein Geld zu verdienen.
Das FiSH-Festival in Rostock Eine Bühne für die Menschen hinter der Kamera Von Hannah Mühl
Das FiSH-Festival in Rostock Eine Bühne für die Menschen hinter der Kamera Von Hannah Mühl
Arne Papenhagen ist Leiter des
Festivals für junge Filmmacher im Stadthafen Rostock
(FiSH). Er
gibt einen Blick hinter die Kulissen der Organisation eines solchen
Festivals.
Wie läuft die Planung für ein
Festival, wie das FiSH ab?
Das FiSH ist eine spezielle Variante
eines Film-Festivals, da wir einen Filmwettbewerb im Festival haben.
Daher geht es auch in der Planung los
mit der Ausschreibung des Wettbewerbs, was in der Regel ein gutes
halbes Jahr vor Festivalbeginn geschieht.
Diese Ausschreibung schicken wir dann
an die entsprechende Zielgruppe. Diese senden uns dann die Filme bis
zu einem bestimmten Datum ein. Der Einsendeschluss
ist bei uns immer Ende Januar.
Wenn dann alle Kurzfilme auf dem Tisch
liegen, müssen diese erst einmal gesichtet werden und
es muss entschieden werden, welche Filme in den Wettbewerb kommen.
Im nächsten Schritt werden die
Filmemacher angeschrieben und darüber informiert, ob ihr Film es ins
Wettbewerbsprogramm geschafft hat und es werden Informationen für
das Programmheft eingeholt. Diese sollte man zwei Monate vor
Festivalbeginn gesammelt haben, weil man dann den nächsten Monat
dafür braucht, das Programmheft zusammenzustellen. Wichtig ist auch, dass wir uns um die
Unterbringung und Verpflegung der Filmemacher kümmern, die zum
Festival anreisen und natürlich viele weitere organisatorische
Dinge, die man nebenbei macht, wie die Einladung zu Filmgesprächen
und zur Preisverleihung.
Warum der Name „FiSH“ und wie
ist er entstanden?
Das
FiSH gibt es schon seit 2004. Ich
weiß gar nicht mehr, wer die Idee zu „FiSH“ gehabt hat. Ich
glaube, es war eine Gemeinschaftsidee. Das
ist dann eine Eigenmarke geworden und passt halt zu Rostock und zur
Ostsee und natürlich, weil wir Filme angeln: Immer auf der Suche
nach frischem Fisch – Filmen. (lacht) Daher auch der Angelhaken in
unserem Logo.
Dieses Jahr feiert das FiSH 15.
Geburtstag und es wurden drei neue Einsenderekorde
erzielt. Ist das ein besonderes Jahr für das FiSH?
Für
ein Filmfestival vor dem 20. Jahr Jubiläum zu feiern, macht,
glaube ich, wenig Sinn. Das 20. ist aber schon eine Marke. Da ist man
dann schon recht gut etabliert. Dennoch ist es, wie jedes Jahr
eigentlich, ein besonderes Jahr. Dadurch, dass sich unser Team jedes
Jahr fast komplett neu wieder zusammensetzt,
ist es irgendwie immer neu. Außerdem versuchen wir, nie eine Routine
in unser Programm reinkommen zu lassen. Wir versuchen, immer neue
Orte zu finden und das Programm zu ändern. indem
wir zum Beispiel neue Schwerpunkte setzen oder neue Formate
ausprobieren.
Deshalb möchte
ich sagen, es ist ein besonderes Jahr, aber eigentlich ist jedes Jahr
ein besonderes Jahr. (lacht)
In Ihrem Kurzfilmwettbewerb JUNGER
FILM wird viel Wert auf den kommunikativen Austausch in Form von
Bühnengesprächen, Diskussionen im Publikum sowie öffentlichen
Jurydiskussionen gelegt. Warum hat sich das FiSH gerade für diese
Form des direkten Feedback entschieden?
Wir setzen bei
unserem Festival den Fokus darauf, zu schauen, was die Leute sagen
möchten. Film ist dafür ein super Ausdrucksmedium, weil es so
vielfältig ist. Man kann das, was einen bewegt, wenn man es gut
macht, richtig stark ausdrücken durch einen Film. Deshalb sehen wir
uns an, was die Inhalte sind, die die Filmemacher vermitteln. Womit
beschäftigen die sich?
Und das nehmen wir
sehr ernst.
Das
Profil des JUNGEN FILMs ist ja so, dass das Leute machen, die in der
Regel noch keine gestandenen Regisseure sind. Denen möchten wir
etwas auf den Weg geben. Deshalb ist wichtig, dass zum einen ihre
Filme gezeigt werden und ein Publikum bekommen. Zum anderen kriegen
sie bei
uns fachlichen Input. Durch die Jury-Diskussion geht die Diskussion
im Publikum und mit den Filmemachern meist noch weiter.
Über das FiSH
wurde mal gesagt, dass es eigentlich „eine Schule des Redens“
sei. Wir wollen auch die Leute in einen Dialog bringen. Das ist uns
wichtig.
Nach welchen Kriterien
wird die Auswahl der gezeigten Filme in der Kategorie JUNGER FILM
getroffen?
Wir
haben eine Art filmisches Manifest (lacht). Wir suchen Kurzfilme unter 30 Minuten die nach dem 01.01.2016
fertiggestellt worden sind und von jungen Menschen unter 27 Jahren
produziert wurden. Wir schreiben bundesweit aus.
Dann
haben wir etwa 500 Filme und dann geht es in die Auswahl. Das Gremium hat
dann folgende Maßgaben, nach denen sie schaut: Sind das relevante
Themen, die angesprochen werden? Ist der Film wirklich mit Herzblut
gemacht worden? Ist es vielleicht nicht unbedingt total der
Mainstream? Ist es inhaltlich spannend? Dann schauen wir nach der
Publikumswirksamkeit: Findet der Film sein Publikum? Ist das etwas,
worüber die Leute diskutieren können und ist das ein Film, der
bewegt? Es muss immer aus der
Seele des
Filmemachers kommen.
(lacht)
Und dann versuchen
wir im Programm am Ende noch darauf zu achten, dass wir bei den
Filmen eine Vielfalt haben: Eine Vielfalt bei Form und Genre, sowie
an relevanten und kontroversen Filmen.
Gibt es einen Film oder einen
Moment, der Ihnen in den 14 Festival-Jahren besonders im Gedächtnis
geblieben ist?
Das kann ich ganz konkret sagen. Das
war 2016, als ich das erste Mal die Festivalleitung machen durfte. Da
hatten wir einen starken Fokus auf Filme über Flucht und
Geflüchtete.
Wir
hatten dazu einen Dokumentarfilm aus Dänemark laufen, der
hieß „Dreaming of Denmark“ und
dabei ging es um einen afghanischen Flüchtling, der aus Kopenhagen
abgeschoben werden sollte nach Afghanistan, wo er nicht überlebt
hätte. Der Film war sehr
bewegend. Die Cutterin war zum FiSH zum Filmgespräch gekommen und
anschließend brachten wir sie zum Rostocker Bahnhof, um sie in den
Bus nach Kopenhagen zu setzen. Das Kuriose war, dass in diesem Bus
dieser junge Mann, der Protagonist des Films, drin war. Und der
illegal von Italien auf dem Weg nach Dänemark war, weil er
eigentlich nicht aus Italien weg durfte. Wie die Realität das Thema
des Festivals bzw. des Films einholte war kurios.
Inwiefern stellt das FiSH auch eine
Art Sprungschanze für Nachwuchsfilmer dar?
Nicht alle, die
hier ihre Filme zeigen, werden später auch wirklich Filmemacher.
Aber es gibt ein paar, die es wirklich schaffen. Unter anderem unser
Moderator Axel Ranisch, der mittlerweile auch Kinofilme produziert
hat, Schauspieler ist und bei einem Tatort die Regie übernommen hat.
Der ist auf jeden Fall ein Profi geworden. Und der hatte seine ersten
Filme auf dem FiSH laufen gehabt.
Oder Tobias
Wiemann, der auch hier mitgemacht hat und letztes Jahr auf der
Berlinale seinen ersten großen Kinderfilm „Amelie rennt“ am
Start gehabt hat, der sehr erfolgreich gelaufen ist.
Solche Beispiele
gibt es immer mal wieder. Leute, die hier rauswachsen und dann ihren
Weg machen.
Könnten Sie das FiSH in drei Worten
beschreiben?
Jung.
Film. Rostock.
Interview mit Jung-Regisseurin Lena Amtsberg Lieber eine Message als einen krassen cineastischen Augenschmaus Von Lina Knaack
Interview mit Jung-Regisseurin Lena Amtsberg Lieber eine Message als einen krassen cineastischen Augenschmaus Von Lina Knaack
Die
Verbindung zum Film begann bei Lena Amtsberg (21)
sehr früh. Schon als Kind hat sie sehr viele davon geguckt und als
ihre Eltern sagten „Nicht zu viel!“ hat sie heimlich damit weiter
gemacht. Während des FSJ im
Filmbüro MV in Wismar hat sie zum ersten mal einen eigenen Film
gedreht und danach war ihre Leidenschaft entfacht. Seitdem war die
Rostocker Studentin an einigen Projekten beteiligt und setzte eigene
Filme um, die sie auch mit ihrer eigenen Musik verknüpft.
OZ: Bei welchen
Filmprojekten hast du bisher mitgewirkt und welche hast du selbst
gemacht?
Lena: Das würde
ziemlich lange dauern alles aufzuzählen, weil ich in der
Zwischenzeit ziemlich viel mitgemacht habe. Ich kann aber die Sachen
sagen, bei denen ich die Regie geführt habe. Mein erster Kurzfilm
war ein Projekt meines FSJs und hieß „Kurz vorm Kentern“. Der
war sehr Friede-Freude-Eierkuchen mit wenig Konflikt, aber es war
mein Erstlingswerk. Dann habe ich eine 20 minütige Dokumentation
gemacht, als ich ein Jahr in Ecuador war. Jetzt vor kurzem hab ich
„Lass mich los“ gedreht. Das ist mein neustes Musikvideo und dort
ging es um Gewalt gegen Frauen.
Wie schwierig
findest du es allgemein, als junger noch unbekannter Filmemacher deine
Visionen umzusetzen? Natürlich ist
es schwierig, weil man auch nicht so ernst genommen wird. Ich weiß
nicht, ob es einerseits am Alter liegt oder zum Teil auch am
Geschlecht, denn es gibt einfach nicht so viele weibliche
Filmemacher. Dann kommt noch dazu, dass hier in MV Filme nicht
unbedingt viel gefördert werden, das heißt die Chancen was wirklich
Gutes auf die Beine zu stellen sind relativ gering. Es gibt auch
nicht so viele Filmfestivals im Vergleich zu anderen Bundesländern.
Aber dafür ist das, was es hier gibt, ganz cool.
Dein letzter
Film „Lass mich los“ war ein deutliches Zeichen für
Frauenrechte. Wie wichtig ist es allgemein für dich, dem Zuschauer
eine Botschaft mitzugeben?
Sehr, sehr
wichtig. Ich glaube, dass ich filmtechnisch gar nicht so stark bin
wie vielleicht andere Filmemacher, die ich hier vielleicht aus der
Gegend kenne. Bei mir ist es so: Klar soll alles schön aussehen,
aber ich muss nicht den krassen cineastischen Augenschmaus machen,
wenn ich überhaupt keine Message habe. Mir ist es wichtig, dass ich
was erzähle, wenn ich schon so viel Geld investiere und Zeit
reinstecke. Dann ist mein Herzblut auch immer stärker dabei.
Das Thema von
„Lass mich los“ ist sehr persönlich für dich, da es auf eigenen
Erlebnissen beruht. Wie waren deine Erfahrungen mit den Reaktionen
auf das emotionale Thema?
Ich hab mit „Lass
mich los“ vor allem ein paar Aktionen gemacht, wie zum Beispiel
beim Doberaner Platz bei der Lichteraktion des Frauenhauses. Ich habe
viel Eigeninitiative ergriffen, weil ich mir gedacht habe: Wenn ich
schon so einen Film gemacht habe, muss der auch gesehen werden. Weil
es um was geht, weil es mich auch persönlich betrifft und weil ich
das Gefühl habe, ich möchte ein bisschen was verändern – so
idealistisch es auch immer klingt, aber fängt ja im Kleinen an.
Bisher ist es gut aufgenommen worden. Es gibt immer ein paar Idioten,
die das Thema selber nicht verstehen und offen genug sind, sich damit
auseinander zu setzen. Aber ich habe viele erreicht und hab sehr
rührende und bewegende Momente gehabt mit Menschen, die sich mir
geöffnet haben.
Du arbeitest an
eigenen Liedern und du hast ein Ukulelen-Duo mit einer Freundin, mit
der du gemeinsame Auftritte hast oder zum Beispiel im letzten Sommer
eine Straßenmusiktour durch Europa gemacht hast. Als was siehst du
dich eher: Musikerin oder Regisseurin?
Das ist super
schwierig. Das frag ich mich selbst häufig. Filme machen ist etwas,
über das ich noch unheimlich viel lernen muss. Da bin ich noch an
einem Punkt, da ist noch alles sehr roh und es muss noch viel gefeilt
werden. Musik erfüllt mich sehr und ich würde mich dafür
entscheiden, wenn ich mich entscheiden müsste. Aber letztendlich
würde es mich glücklich machen, wenn ich eins von beiden als Beruf
ausüben könnte und tatsächlich Geld verdienen würde.
Hast du schon
konkrete Filmprojekte für die nächste Zeit geplant?
Im Sommer einen
Episodenfilm für die Rostocker Schule. Das wird spannend, weil ich
schon seit zwei oder drei Jahren mitmachen wollte als Regisseurin, es
hat aber noch nicht geklappt. Dieses Jahr ist es so weit. Es wird um
Sexismus in der Rostocker Ultra Szene gehen. Ich bin zwar nicht in
der Rostocker Ultra Szene, aber ich bin auf jeden Fall ein Fußballfan
und hab mich mit dem Thema viel auseinandergesetzt. Und dann noch
ganz viele Ideen, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden
sollen.
Und wie geht es
in musikalischer Richtung weiter?
Ich werde
dieses Jahr noch ein Musikvideo drehen. In dem Lied geht es um Liebe
im Alter. Gefilmt wird ein altes Pärchen, was sich neu verliebt und
mal ein bisschen eine andere Liebesgeschichte erzählt. Das sind die
beiden Sachen die anstehen und dann noch ganz viele Sachen, die
irgendwann in den nächsten Jahren erscheinen sollen.
Was würdest du
umsetzen wollen, wenn dir gar keine Grenzen gesetzt sind?
Ich würde
gerne Science Fiction in Richtung Marvel machen. So einen
übertrieben, geilen Weltretterscheiß mit coolen Superhelden. Ich
hätte gerne eine schwule, lesbische oder transsexuelle Person als
Hauptfigur. Aber so, dass es nicht extra thematisiert wird. Es ist
eigentlich das Mittel, um mehr Normalität für diskriminierte
Randgruppen zu bekommen, indem man nicht Filme über das Problem
macht, sondern Filme über Personen, die es sind, ohne dass man
darüber großartig spricht. Dann rettet halt der Typ einen Typen und
nicht das Mädchen.
Theater des Frieden: Klassiker in nostalgischen Flair Von Denise Mähne
Das Theater des Friedens gehört zu den ältesten Kinos Rostock. Betreiber Sandra Dahlmann verrät, was es hier noch zu sehen gibt.
Mimen aus MV Schauspieler von hier Von Ann-Christin Schneider
Sie sind aus Film und Fernsehen bekannt - scheinen weit von der eigenen Lebenswelt entfernt. Doch viele bekannte Schauspieler stammen aus Mecklenburg-Vorpommern. Hier eine Auswahl.
So wie Matthias Schweighöfer.
Der Frauenschwarm mit dem blonden Lockenkopf wurde am 11. März 1981
in Anklam (Vorpommern-Greifswald) in eine Schauspielerfamilie
hineingeboren.
Seine Mutter Gitta spielte in verschiedensten deutschen
Serien und TV-Produktionen mit. Sein Vater Michael arbeitet am Deutschen
Theater in Berlin.
Nachdem Schweighöfer
seit 1997 in mehreren Serien und Theaterstücken mitspielte, gelang ihm
2003 mit „Soloalbum“ der Durchbruch. Der Wahlberliner steht aber nicht
nur vor der Kamera. Zum einen hat
der heute 37-Jährige
eine eigene Produktionsfirma, zum
anderen arbeitet das Multitalent seit 2010 auch als Regisseur, Produzent
und Drehbuchautor - unter anderem beim „Schlussmacher“ (2013) und „Der
Nanny“ (2015). Der mehrfach ausgezeichnete Mime ist liiert und
Vater von zwei Kindern.
Berühmte Schauspieler aus MV Nadja Uhl
Schauspielerin Nadja Uhl kam 1972 in Stralsund zur Welt. Spätestens seit
"Sommer vorm Balkon" (2005) liegt die Filmwelt der Blondine zu Füßen.
Sie absolvierte nach dem Abitur 1990 bis 1994 ihre Schauspielausbildung an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy.
Von Kritikern wird sie wegen ihrer Darstellung von Persönlichkeiten in
Grenzsituationen geschätzt. So spielte die Mimin unter anderem die
Terroristin Brigitte Mohnhaupt in „Der Baader Meinhof Komplex“ oder eine
Stewardess in „Mogadischu“ in einem entführten Flugzeug.
Ihren Silbernen Bär der Internationalen Filmfestspiele Berlin als
beste Darstellerin gewann sie 2000 für "Die Stille nach
dem Schuss".
Berühmte Schauspieler aus MV Charly Hübner
Charly
Hübner -
eigentlich Carsten Johannes Marcus Hübner - ist aus dem Rostocker Polizeiruf 110 bekannt. Doch der schauspieler spielt nicht nur eine Rolle aus dem Norden, er kommt auch wirklich aus der Region. Hübner kam 1972 in Neustrelitz auf die Welt. In seiner Heimatstadt sammelte
er erste Bühnenerfahrungen am Landestheater.
1993 begann er sein Studium an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin.Und hatte anschließend einige Engagements an verschiedenen Theatern.
2003 wechselte Hübner von der Bühne vor die Kamera.
Seitdem spielte er in mehreren hochkarätigen Filme wie. So zum Beispiel "Das Leben der anderen" (2006) oder "Krabat" (2008) oder "Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs" (2016)
Berühmte Schauspieler aus MV Katrin Sass
Die Schauspielerin Katrin Sass, geboren 1956 in Schwerin, ist derzeit vielen durch die bisherigen Folgen des „Usedom-Krimi“
bekannt. Allerdings erntete sie bereits als junge Darstellerin erste
Lorbeeren - 1979 mit dem Film „Bis dass der Tod euch scheidet“, in dem
sie eine verheiratete Frau darstellt, die sich nicht mit ihrer
klassischen Geschlechterrolle zufrieden gibt. Für „Bürgschaft für ein
Jahr“ (1981) gab es auf der Berlinale einen Silbernen Bären.
Als Vorbild nennt die 59-Jährige ihre Mutter Marga Heiden
(1921-2013), die durch Mundart-Stücken im DDR-Fernsehen und Auftritten
auf der Schweriner Theaterbühne relativ bekannt war.
Katrin Sass
studierte an der Rostocker Schauspielschule. 1987 wurde sie
„Schauspielerin des Jahres“. Die Karriere der gebürtigen Schwerinerin
wurde jedoch durch ihre Alkoholabhängigkeit unterbrochen, in den 1990er
Jahren hatte sie deshalb kaum Rollenangebote. Einen großen Erfolg feierte die
Mimin 2003 mit dem Kinofilm „Good Bye, Lenin!“.
Berühme Schauspieler aus MV Devid Striesow
An diesem Namen kommt man im deutschen Film seit Jahren nicht mehr vorbei: Devid Striesow. Der 1973 in Bergen auf Rügen geborene Charakter-Darsteller wuchs in Rostock auf.
Nach Abschluss der Schauspielausbildung in Berlin startete er seine
Laufbahn an mehreren Theatern der Republik.
Kurz darauf erfolgte sein
Debüt in einem Kinofilm. Striesow wirkte in dem österreichischen Film „Die Fälscher“ mit, der 2008 den Oscar erhielt.
Bekannt wurde er auch durch sein Spiel an der Seite von Hannelore
Hoger in der ZDF-Krimi-Serie „Bella Block“.
Seit einigen Jahren ist der
Mime im „Tatort“ als Ermittler Jens Stellbrink unterwegs. In dem
Streifen „Ich bin dann mal weg“ verkörpert er den Komiker und
Schauspieler Hape Kerkeling.
Heute lebt Striesow in Berlin und in der Uckermark.
Esther Zschieschow von der HMT im Interview Wie wird man eigentlich Schauspieler? Von Sabrina Scholz
Esther Zschieschow von der HMT im Interview Wie wird man eigentlich Schauspieler? Von Sabrina Scholz
Esther Zschieschow ist seit April 2006 Schauspieldozentin an der Hochschule für Musik und Theater Rostock (HMT).Im Interview verrät sie, welche Anforderung die HMT an ihre Studierenden hat und warum es nicht reicht, nur einen auswendig gelernten text aufzusagen.
Welche
Voraussetzungen muss ich für ein Schauspielstudium mitbringen?
Eine
der wichtigsten Voraussetzungen für ein Schauspielstudium sind große
Lust am Spielen,
die Lust und Freude, sich spielerisch entäußern und ausdrücken zu
wollen. Unser gesamter Körper, inklusive Stimme, Sprache und Denken,
ist unser Instrument, der dem Spiel zur Verfügung steht und
eingesetzt wird. Nur dastehen und Text aufsagen, reicht
nicht.
Welche
Kompetenzen und Methoden lernt man an der HMT?
Es
werden über die Jahre Szenenstudien gearbeitet, die
unterschiedlichen Epochen zugeordnet werden, also z.B. Deutsche
Klassik, Shakespeare, zeitgenössische Dramatik. Im
Schauspielunterricht werden den Studierenden unterschiedliche
spielerische Methoden und schauspielerisches Handwerk vermittelt.
Dazu gehören z.B. situatives Partnerspiel, Konkretheit und
Wiederholbarkeit spielerischer Vorgänge, Improvisation. Zum
schauspielerischen Handwerk gehören aber auch Körperarbeit und
Sprecherziehung. Körperarbeit ist ganz wichtig, um den Körper, als
ein wichtiges Ausdrucksmittel, für das Spiel gelöst und durchlässig
zu machen. Genauso ist die Stimme ein wichtiges Ausdrucksmittel.
Jeder Studierende hat Sprecherziehung. Und ganz wichtig ist die
Entwicklung der eigenen spielerischen Persönlichkeit, die die
Studierenden während des Studiums entwickeln.
Wie
sieht eine Prüfung aus und wie wird diese bewertet?
Bei
einer Aufnahmeprüfung müssen die Bewerber zwei unterschiedliche
Rollen vorbereiten, eine klassische und eine moderne. Außerdem sind
ein Lied und ein Gedicht vorzubereiten. Manchmal wird bei den
Prüfungen auch schon improvisiert.
Wie
sehen die Chancen nach dem Studium aus, in den Beruf einzusteigen?
Wir
haben bisher immer gute Vermittlerquoten der Absolventen gehabt, da
wir gut ausbilden. Aber da die Theatersituation nicht besser wird,
was Gelder und damit einhergehende Vakanzen betrifft, kommen nicht
immer alle sofort am Theater unter. Man braucht für den Beruf eine
große Portion Liebe, Leidenschaft, Enthusiasmus und
Durchhaltevermögen.
Erklären
Sie kurz, wo der Unterschied zum Theater- und Filmschauspieler ist.
Gibt es dort bereits Unterschiede im Studium?
Wir
bilden prinzipiell Theaterschauspieler aus. Das führt in den meisten
Fällen zu Engagements an Theatern. Aber Absolventen gründen
auch ihre eigenen Gruppen und arbeiten an freien Projekten. Zur
Ausbildung gehören aber auch Filmkurse. Nicht wenige unserer
Absolventen sieht man nicht nur auf der Bühne, sondern auch im
Fernsehen oder Kino. Die Arbeit vor der Kamera verlangt andere
Ausdrucksmittel. Wo am Theater auf der Bühne mit größeren
spielerischen Mitteln gearbeitet wird, ist Kameraarbeit intimer.
Rostocker Studenten bei der Berlinale Den Stars ganz nah Von Denise Mähne
Berlin wurde in den letzten Wochen wieder von zahlreichen Kinoliebhabern, Filmemachern sowie
den dazugehörenden internationalen Stars und Sternchen bevölkert.
Vom 15.-25. Februar fanden in diesem Jahr die Filmfestspiele zum 68.
Mal statt.
Die Berlinale stellt
Universitäten und Hochschulen aus der ganzen Welt
Studierendenakkreditierungen für filmbezogene Studiengänge zur
Verfügung. Rostocker Studenten der Kommunikations- und
Medienwissenschaft nutzten die Chance.
So konnte auch ich eines der begehrten
Festivaltickets ergattern.
In der Stadt angekommen,
habe ich mir direkt den sogenannten Badge abgeholt. Ein kleines
berechtigendes Kärtchen mit Foto und Namen drauf und ein
orangefarbenes Schlüsselband dazu. Politisches Bekenntnis oder
passende Signalfarbe? Egal, man fühlt sich schon etwas wichtiger auf
seinen Streifzügen durch die City. Dazu gibt’s einen Rucksack mit
dem bekannten Bären und Sponsorenemblemen zum durch die Gegend
tragen.
Rostocker Studenten bei der Berlinale Den Stars ganz nah
Aber woran erkennt man
eigentlich, dass Berlinale ist?
Die Anzahl an
selbsternannten Filmexperten steigt in der Hauptstadt ins
unermessliche und in der Metropole wimmelt es von Menschen, die vor
Filmspielstätten Schlange stehen. Gekennzeichnet sind sie mit einem
Ticket, fest in der Hand liegend und erwartungsvollen Gesichtern.
Der Grund dafür: Filme
gucken!
Welchen Nutzen hat die
Akkreditierung?
Damit hatte ich die
Möglichkeit, Filmvorstellungen bestimmter Sektionen ohne Ticket zu
besuchen. Beispielsweise im FORUM - Filme mit besonders
künstlerischen Elementen und auch mal skurriler Aufmachung. Oder die
RETROSPEKTIVE, die sich der Vielfalt des Weimarer Kinos widmete.
Außerdem konnte man u.a. zum
European Film Market. Hier treffen sie alle möglichen Protagonisten
der Branche, um Filme zu ver-/kaufen, Finanziers zu finden und sich
über Entwicklungen auszutauschen.
Besonders cool fand ich
dabei die Initiative LOLA at Berlinale. Hier gab es, Filme zu sehen, die von der Deutschen Filmakademie für
die Nominierung zum Deutschen Filmpreis vorausgewählt worden sind.
Den Film „Back for Good“ von Mia Spengler fand ich dabei richtig
klasse. Im Mittelpunkt steht eine C Promi-Dame, die frisch vom Entzug
kommt und bei ihren High-Society-Freunden keine Bleibe findet, sodass
sie wieder bei ihrer Mutter landet.
Ansonsten hatte ich auch
die Chance 3 der 19 Wettbewerbsfilme zu sehen, die sich im Wettstreit
um den goldenen Bären befanden.
Rostocker Studenten auf der Berlinale Den Stars ganz nah
Warum Berlinale?
Es ist schon etwas
Besonderes, Filme in den tollsten Spielstätten Berlins erleben zu
dürfen, die es vielleicht nicht in die Kinos schaffen. Ohne die
lästige Werbung im Vorhinein kann man hier Kino noch mal ganz anders
genießen. Außerdem stehen nach den Vorstellungen meistens die
Regisseure oder Schauspieler zur Verfügung
und beantworten die Fragen aus dem Publikum.
Welche Filme haben mich
bewegt?
Das kann ich ganz klar
für mich beantworten: „Utoya 22. Juli“ vom norwegischen
Filmemacher Erik Poppe. Der Film trägt den Namen der Insel, auf der 69 Menschen, von einem einzelnen Attentäter ermordet worden sind. Der Film dauert 72 Minuten, so lange wie die Spezialeinheiten 2011
brauchten, um den Attentäter zu stellen. Man begleitet vor
allem ein Mädchen auf der Suche nach ihrer Schwester. Ich hatte das Gefühl mitten
im Geschehen zu sein.
Ebenso hat mir „3 Tage
in Quiberon“ von Emily Atef sehr gut gefallen. Er zeichnet ein Bild dreier Tage im Leben von Romi Schneider in dem französischen Kurort
Quiberon. In schwarz-weiß gehalten und mit einer interessanten
Figurenkonstellation, brachte er mir als Rezipienten die
Zerrissenheit dieser Ikone sehr Nahe und machte einmal mehr deutlich,
wie zwiespältig Privatleben und Ruhm sein können.
Was bleibt in Erinnerung?
Auf jeden Fall Tilda
Swinton und Bill Murray auf dem roten Teppich. Zwei tolle
Schauspieler direkt vor der Nase - hat schon was.
Ebenso die zahlreichen
netten Gespräche im Kinosessel. Ich kam sehr schnell mit den
unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch. Vom Urberliner bis zur
Modereporterin aus San Francisco, hatten alle die Liebe zum Film
gemein.
Nach 10 Tagen und 21
Filmen kann ich sagen, die Berlinale war ein spannendes Erlebnis und ich
werde wiederkommen, dann zwar ohne Akkreditierung aber mit Filmticket
in der Hand!
Interview von Max-Peter Heyne vom Filmkunstfest Auch MV kann Filmfest Von Ann-Cathrin Hebbel
Interview von Max-Peter Heyne vom Filmkunstfest Auch MV kann Filmfest Von Ann-Cathrin Hebbel
Das Filmkunstfest ist das größte
Filmfestival in Ostdeutschland. Ein Gespräch mit Max-Peter
Heyne.
Wofür ist so ein Filmfest eigentlich da?
In
erster Linie geht es natürlich darum, neue Filme zu zeigen. Das
Filmkunstfest wurde von Filmemachern aus der Region ins Leben
gerufen, weil es bislang nichts in der Richtung gab und es hat sich
dann etabliert. Heute sind wir mit rund 18.000 verkauften Tickets
eines der größten Filmfestivals in den neuen Bundesländern.
Gibt
es ein bestimmtes Profil des Festivals, etwas, durch dass es sich von
anderen Filmfestivals abhebt oder Schwerpunkte?
Ein
Schwerpunkt ist „aktueller deutschssprachiger Film“. Dabei sind
wir stärker als andere Festivals auch darauf bedacht, Filme aus der
Schweiz oder Österreich ins Programm aufzunehmen. Außerdem gibt es
die Rubrik „Focus Baltic Sea“ bereits zum vierten Mal dieses
Jahr. Da werden Filme aus den Nachbarländern im Ostseeraum
eingeladen, mit denen Schwerin eine enge wirtschaftliche und
kulturelle Beziehung pflegt, wie zum Beispiel Polen. Das ist auch ein
Zeichen, um sich etwas von anderen Filmfestivals abzugrenzen. Ebenso
werden Filme zu sehen sein, die nirgendwo anders gezeigt werden, um
die Attraktivität des Festivals zu erhöhen.
Wie
finanziert sich das Festival?
Wir beziehen vor allen Dingen
öffentliche Mittel der Landesregierung. Außerdem erhalten wir
Gelder von der Stadt und natürlich von den Sponsoren wie den
Stadtwerken oder der Sparkasse. Wichtig sind auch viele kleinere
Sponsoren.
Nach welchen Kriterien wird das
Programm beim Filmkunstfest ausgewählt?
Wir haben einen
speziellen Kriterienkatalog nach dem diese Auswahl erfolgt. Die zwei
wichtigsten Kriterien sind allerdings gute Qualität und dass die
Filme aktuell sind, also noch keinen Kinostart verzeichnet haben.
Weltpremieren müssen es aber nicht sein.
Wird es
Veranstaltung zur #metoo-Debatte geben?
Dazu ist noch nichts
geplant, aber es kann durchaus sein, dass da noch etwas aufgegriffen
wird. Mit Stolz können wir allerdings sagen, dass letztes Jahr rund
50 Prozent der Wettbewerbsfilme von Regisseurinnen gedreht wurden.
Also viel mehr als beispielsweise auf der Berlinale. So gingen auch
viele Preise letztes Jahr an Frauen. Das hat auch Iris Berben,
Präsidentin der Filmakademie und Ehrenpreisträgerin 2017, sehr
gefreut. Es gab jetzt aber keine Quote oder so, sondern die Werke
waren einfach sehr gut.
Auf der Berlinale liefen gerade
mehrere Filme aus Mecklenburg-Vorpommern. Welche davon werden auf dem
Filmkunstfest zu sehen sein?
Die
Usedom-Dokumentation soll beispielsweise auf jeden Fall gezeigt
werden. Das hat für uns eine ganz besondere Bedeutung: Der Regisseur
Heinz Brinkmann hat das Festival nämlich mit ins Leben gerufen und
vorangetrieben, gleichzeitig ist er immer Filmemacher geblieben.
Letztes Jahr gab es eine Rekordzahl an Besuchern.
Soll das dieses Jahr noch überboten werden?
Natürlich, das
hofft man ja immer. In den letzten drei Jahren ging es stetig
bergauf. Vorhersagen zu treffen ist aber schwierig, denn die
wichtigste Rolle spielt tatsächlich das Wetter. Dennoch sind wir
recht gut aufgestellt. Außerdem sind wir eines der wenigen
Festivals, das in dieser Jahreszeit stattfindet und dazu noch in so
einer schönen Stadt wie Schwerin.
Themenseite Ein Projekt der OZ Impulser
Die Themenseite ist ein Projekt von Studierenden der Universität Rostock, die erste Erfahrungen im Bereich Journalismus Und Fotografie sammeln wollen.
Sie werden von den OZ-Redakteurinnen Katharina Ahlers und Ann-Christin Schneider betreut.