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Film und Fernsehen in MV

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Ob Usedom-Krimi, Soko Wismar oder der Polizeiruf in Rostock: Der Nordosten lässt einige Serien und Filme über die Bildschirme der Nation flimmern. Doch wie schwer ist es, als junger Regisseur hier in der Region zu Fuß zu fassen? Wie wird man eigentlich Schauspieler? Und welche bekannten Gesichter kommen aus MV?
Die OZ-Impulser sind diesen Fragen auf den Grund gegangen.

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Was für ein Moment, wenn ein vertrauter Ort plötzlich im Fernsehen oder im Kino zu sehen ist. Freude kommt beim Wiedererkennen auf, wenn man diesen oder jenen Schauplatz bereits auch schon selbst besucht hat.
Doch wussten Sie, dass Colin Firth schon im Schweriner Schloss drehte oder Pierce Brosnan schon in Peenemünde unterwegs war? Wir haben die wichtigsten Drehorte im Land zusammengefasst.

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Ein Paradebeispiel für eine weltweit bekannte Filmkulisse ist die frühere Heeresversuchsanstalt Peenemünde im Norden der Insel Usedom. Dieser besonders geschichtsträchtige Ort diente zur NS-Zeit als Testgebiet des Heeres und ist durch Entwicklung und Erprobung der V2-Rakete (dem ersten, von Menschen gebauten Objekt, das in den Weltraum eindrang) berühmt geworden.

Kein Wunder also, dass auch Hollywood an diesem Ort Interesse zeigte. So wählte der Regisseur Roman Polanski die ehemalige Versuchsanstalt als Kulisse für seinen Film „The Ghostwriter“ (2010) mit der Starbesetzung Pierce Brosnan.

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Nicht nur heutzutage zieht es viele Urlaubsgäste der Insel Usedom in das 5-Sterne-Hotel „Ahlbecker Hof“. Bereits Franz Josef I., Kaiser von Österreich, verbrachte dort mehrere Aufenthalte auf der Sonneninsel. Das 125 Jahre alte Gebäude ist für seine luxuriöse Ausstattung und Design bekannt. Die Produzenten der ARD-Serie „Pfarrer Braun“ (gespielt von Ottfried Fischer, derr im Bild zum Dreh läuft) machten Gebrauch von diesen Eigenschaften und wählten den „Ahlbecker Hof“ bereits 2010 als Drehort für die Episode „Kur mit Schatten“ der Erfolgsserie aus.

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Warum eine dem Mittelalter nachempfundene Kulisse bauen, wenn man in einem richtigen Mittelalterdorf filmen kann? Das dachte sich wohl auch der britische Regisseur Christopher Smith. Für seinen Mittelalter-Mystery-Film „Black Death“ (2010), unter anderem mit dem „Game of Thrones“-Star Sean Bean, nutzte er das heutige Freilichtmuseum, das Mithilfe von Befunden aus dem 9. und 10. Jahrhundert originalgetreu rekonstruiert worden war.

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Die Hansestadt Wismar ist durch die Krimiserie „Soko Wismar“ in ganz Deutschland bekannt und wird wöchentlich vom ZDF ausgestrahlt. Anders als der Name es vermuten lässt, wird der Serienhit nicht nur in Wismar gedreht, sondern auch in Berlin.

Doch „SOKO Wismar“ ist nicht die einzige berühmte Produktion aus der Hansestadt. Bereits 1921 diente Wismar als Drehort für den bekannten Horrorfilm „Nosferatu“, welcher als einer der weltweit ersten Vertreter seines Genres gilt

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Das Schweriner Schloss als Kulisse in einer britisch-US-amerikanischen Agentenkomödie? Ganz genau! Im Jahr 2017 erschien der Film „Kingsman: The Golden Circle“ mit einem wahren Staraufgebot an Schauspielern in den Kinos, unter anderem mit Channing Tatum, Julianne Moore und Colin Firth. Der britische Regisseur Matthew Vaughn verwendete Außenaufnahmen der ehemaligen Residenz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge, allerdings in der Rolle des schwedischen Königspalast.

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Filmemacher nutzen Rostock  immer wieder als Kulisse für ihre Produktionen. Die sozialistischen Plattenbauviertel in  Lütten Klein, Evershagen und Groß Klein werden immer wieder als Kulisse für Filme über die DDR-Geschichte gewählt.
Die Plattenbauten von Lichtenhagen schafften es 2014 auf die deutschen Kinoleinwände, als Burhan Quarbani in „Wir sind jung. Wir sind stark.“ die Ausschreitungen vom August 1992 am Sonnenbumenhaus verfilmte.

In der Krimireihe  „Polizeiruf 110“ wird Rostock zum Tatort und zur Kulisse von Gewaltverbrechen, die von Hauptkommissar Alexander Bukow (Charly Hübner) und Profilerin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) aufgeklärt werden.

Der Science-Fiction-Politthriller „Die Grenze“ von Sat1 fand Rostock als Drehort. In dem Film mit Anja Kling und Thomas Kretschmann aus dem Jahr 2010 sind der Stadthafen, die KTV und Warnemünde zu sehen.

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Der Leuchtturm auf dem Filmplakat vom Psychothriller „Shutter Island“ zeigt eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Warnemünder Leuchtturm. Der Film mit Hollywood-Star Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle handelt von einer Insel, die eine Irrenanstalt für Schwerverbrecher beherbergt. Der Turm im Film als Ort für groteske Operationen, jedenfalls in der Vorstellung von Ermittler Teddy Daniels, der auf die Insel gerufen wird, um das Verschwinden einer der Insassen der Irrenanstalt aufzuklären.

Doch nicht nur Filmkulissen aus Rostock sind beliebt. Die Rostocker Hochschule für Musik und Theater hat bereits schon zahlreiche Koparsen und Schauspieler zur Verfügung gestellt. Auch musikalisch hat Rostock noch mehr zu bieten. Die Norddeutsche Philharmonie Rostock war unter anderem an den Soundtracks für „Die Buddenbrooks“ und „Commissario Brunetti“ beteiligt.

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Die Rostocker verraten uns, was bei ihnen über die Bildschirme flimmert.

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Beim Dreh von "Alte Zeiten". Foto: Schwarzraummedia
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Die Filmemacherszene in Rostock wächst. Ob Kameramann, Tontechniker oder Drehbuchautor – die Hansestadt hat in den vergangenen Jahren viele junge Talente hervorgebracht. Einer dieser Nachwuchsfilmemacher ist Benjamin Hujawa. Der heute 27-Jährige absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zum Crossmedia-Redakteur, wo er lernte, vor und hinter der Kamera zu arbeiten. Seinen ersten Kontakt mit einer richtigen Filmproduktion hatte er bei einem Projekt des Filmemachernetzwerkes Rostocker Schule. Heute sitzt er neben dem Studium selbst als Autor und Regisseur auf dem Regiestuhl. Im Oktober 2016 veröffentlichte er seinen ersten Kurzfilm „Meer“. Zur Premiere seines zweiten Projektes „Alte Zeiten“ am 17. Februar spricht der Nachwuchsregisseur über seine Filmproduktionen, die Rostocker Filmemacherszene und von den Bestrebungen sich einen Namen zu machen.

OZ: Wie gehst du deine Drehbücher an?

Benjamin Hujawa: Ich überlege mir erstmal, wer die Figuren sind, was sie machen, entwickle eine Geschichte für sie und drumherum wird die Dynamik aufgebaut. Man muss sich oft dran setzen, es ein paar Tage liegen lassen und dann wieder überarbeiten. Das Schreiben ist viel Arbeit aber ich mach das ziemlich gerne. Vor allem Dialoge zwischen Figuren schreiben, finde ich sehr spannend. Mein erster Kurzfilm „Meer“ ist auch leicht autobiographisch angehaucht. Also nach der Schule wollte ich immer Schauspieler werden. Und dieses Gefühl der Hauptperson, die auch Schauspieler werden will und von der Gesellschaft und allen Sachen in der Welt in eine Richtung gedrängt wird und dem Traum nicht nachgehen kann - das kennt man als junger Mensch ja.

Wie kommt das alles bei Freunden und Familie an? Musstest du dir schon anhören, dass du lieber einem vernünftigen Beruf nachgehen sollst?
Von den Eltern kriegt man schon ab und zu sowas zu hören. Die würden sich schon freuen, wenn ich in Zukunft einen festeren Job hätte oder mich irgendwo verbeamten lassen würde. Aber die freuen sich trotzdem, wenn mal ein Film präsentiert wird. Meine Mutter war sogar als Statistin bei „Alte Zeiten“ dabei. Und meine Freunde finden das cool und unterstützen das auch.

Wie schwierig ist es, Filmprojekte umzusetzen, wenn man sich bisher noch keinen Namen gemacht hat?
An schwierigsten ist es, erstmal Geld zu kriegen. Filmproduktionen kosten nunmal Geld, auch wenn keiner was verdient - gerade Technik, Verpflegung und solche Sachen. Selbst wenn man schon einen Namen hat, kann das schwierig sein. Bei meinem ersten Film habe ich selbst 200 Euro reingesteckt, was Wahnsinn ist, weil das eigentlich nichts ist. Unser Kameramann hat auch privat seine ganze Technik zur Verfügung gestellt. Aber schön war, dass die Schauspieler motiviert waren, etwas vor der Kamera zu machen, auch wenn sie nicht bezahlt wurden.
Und nach der Premiere versucht man den auf so vielen Filmfestivals einzureichen, wie es geht. Man will ja, dass so viele Leute wie möglich den sehen. Bisher lief „Meer“ auf drei Filmfestivals, unter anderem beim Internationalen Filmfest Rügen.

Gibt es in Rostock eine große Filmemacher-Szene in der du dich bewegen kannst oder bist du eher auf überregionale Kontakte angewiesen?
Es gibt auf jeden Fall eine Szene. Wie gesagt, die Rostocker Schule, was ja auch mehr sind, als nur die Leute, die sich regelmäßig zusammensetzen und Ideen austauschen, Es kommen Leute aus allen Richtungen, zum Beispiel Tonleute oder Kameramänner. Es ist schon ein umfassenderes Netzwerk und klar ist es schon ein bisschen kleiner und feiner, als zum Beispiel in Berlin und irgendwann kennt man auch jeden. Aber ich hab das Gefühl, dass sich jetzt in letzter Zeit viel entwickelt und viele Leute Lust haben, Sachen zu machen.

Erzähl uns von deinem aktuellen Kurzfilm „Alte Zeiten“.
Es geht um fünf alte Schulfreunde, die sich auf einem Klassentreffen in einer Kneipe wiedersehen, aber merken, dass sie sich alle auseinanderentwickelt haben. Der eine ist im Heimatdorf hängen geblieben, die anderen in große Städte gezogen und irgendwie passt das alles nicht mehr zusammen. Die Idee dahinter kam, weil man ja selbst auch Jugendfreunde kennt, bei denen das so ist. Und auch diesen Dorf-Stadt-Unterschied fand ich spannend. Das ist ja in MV auch oft ein großes Thema.

Wie liefen die Dreharbeiten?
Wir haben letztes Jahr im März drei Tage in einer Gartenanlage am Westfriedhof gedreht. Überraschenderweise lief alles sehr gut, obwohl man beim Film häufig überzieht, manchmal auch sehr lange. Das hatten wir nur am ersten Tag. Manchmal gibt es kleinere Sachen, Technisches zum Beispiel, aber große Sachen sind zum Glück nicht schief gelaufen.

Gab es denn schon einmal große Sachen, die schief gelaufen sind?
Bei „Meer“ haben wir eine Szene in einer Wohnung von Freunden gedreht. Wir hatten das auch vorher mit dem Hauseigentümer abgesprochen. Als wir gedreht haben, war das aber anscheinend nicht mehr ganz so klar.Wir mussten den Dreh fast abbrechen, weil einige Familienmitglieder des Eigentümers nicht Bescheid wussten und die ganze Crew rausschmeißen wollten. Ich hatte auch zwei gestandene Schauspieler vom Volkstheater und von der Compagnie de Comédie, die da ankamen, als schon großes Drama ausgebrochen war. Das war bestimmt ein schöner erster Eindruck für die. Aber wir konnten dann noch alle beschwichtigen und das ganze zu Ende drehen.

Wo wärst du beruflich gerne in einigen Jahren?
Der große Traum wäre natürlich, mit Filmemachen Geld zu verdienen. Ja, vielleicht Projekte zu haben, vielleicht abwechselnd mal Regie zu führen, an Sachen schreiben zu können, vielleicht dann auch mal Auftragsarbeiten zu machen und damit mein Geld zu verdienen.

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Beim Dreh von "Alte Zeiten". Foto: Schwarzraummedia
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Arne Papenhagen ist Leiter des Festivals für junge Filmmacher im Stadthafen Rostock (FiSH). Er gibt einen Blick hinter die Kulissen der Organisation eines solchen Festivals.

Wie läuft die Planung für ein Festival, wie das FiSH ab?
Das FiSH ist eine spezielle Variante eines Film-Festivals, da wir einen Filmwettbewerb im Festival haben. Daher geht es auch in der Planung los mit der Ausschreibung des Wettbewerbs, was in der Regel ein gutes halbes Jahr vor Festivalbeginn geschieht. Diese Ausschreibung schicken wir dann an die entsprechende Zielgruppe. Diese senden uns dann die Filme bis zu einem bestimmten Datum ein. Der Einsendeschluss ist bei uns immer Ende Januar. Wenn dann alle Kurzfilme auf dem Tisch liegen, müssen diese erst einmal gesichtet werden und es muss entschieden werden, welche Filme in den Wettbewerb kommen. Im nächsten Schritt werden die Filmemacher angeschrieben und darüber informiert, ob ihr Film es ins Wettbewerbsprogramm geschafft hat und es werden Informationen für das Programmheft eingeholt. Diese sollte man zwei Monate vor Festivalbeginn gesammelt haben, weil man dann den nächsten Monat dafür braucht, das Programmheft zusammenzustellen. Wichtig ist auch, dass wir uns um die Unterbringung und Verpflegung der Filmemacher kümmern, die zum Festival anreisen und natürlich viele weitere organisatorische Dinge, die man nebenbei macht, wie die Einladung zu Filmgesprächen und zur Preisverleihung.
 
Warum der Name „FiSH“ und wie ist er entstanden?
Das FiSH gibt es schon seit 2004. Ich weiß gar nicht mehr, wer die Idee zu „FiSH“ gehabt hat. Ich glaube, es war eine Gemeinschaftsidee. Das ist dann eine Eigenmarke geworden und passt halt zu Rostock und zur Ostsee und natürlich, weil wir Filme angeln: Immer auf der Suche nach frischem Fisch – Filmen. (lacht) Daher auch der Angelhaken in unserem Logo.

Dieses Jahr feiert das FiSH 15. Geburtstag und es wurden drei neue Einsenderekorde erzielt. Ist das ein besonderes Jahr für das FiSH?
Für ein Filmfestival vor dem 20. Jahr Jubiläum zu feiern, macht, glaube ich, wenig Sinn. Das 20. ist aber schon eine Marke. Da ist man dann schon recht gut etabliert. Dennoch ist es, wie jedes Jahr eigentlich, ein besonderes Jahr. Dadurch, dass sich unser Team jedes Jahr fast komplett neu wieder zusammensetzt, ist es irgendwie immer neu. Außerdem versuchen wir, nie eine Routine in unser Programm reinkommen zu lassen. Wir versuchen, immer neue Orte zu finden und das Programm zu ändern. indem wir zum Beispiel neue Schwerpunkte setzen oder neue Formate ausprobieren. Deshalb möchte ich sagen, es ist ein besonderes Jahr, aber eigentlich ist jedes Jahr ein besonderes Jahr. (lacht)
 
In Ihrem Kurzfilmwettbewerb JUNGER FILM wird viel Wert auf den kommunikativen Austausch in Form von Bühnengesprächen, Diskussionen im Publikum sowie öffentlichen Jurydiskussionen gelegt. Warum hat sich das FiSH gerade für diese Form des direkten Feedback entschieden?
Wir setzen bei unserem Festival den Fokus darauf, zu schauen, was die Leute sagen möchten. Film ist dafür ein super Ausdrucksmedium, weil es so vielfältig ist. Man kann das, was einen bewegt, wenn man es gut macht, richtig stark ausdrücken durch einen Film. Deshalb sehen wir uns an, was die Inhalte sind, die die Filmemacher vermitteln. Womit beschäftigen die sich? Und das nehmen wir sehr ernst. Das Profil des JUNGEN FILMs ist ja so, dass das Leute machen, die in der Regel noch keine gestandenen Regisseure sind. Denen möchten wir etwas auf den Weg geben. Deshalb ist wichtig, dass zum einen ihre Filme gezeigt werden und ein Publikum bekommen. Zum anderen kriegen sie bei uns fachlichen Input. Durch die Jury-Diskussion geht die Diskussion im Publikum und mit den Filmemachern meist noch weiter. Über das FiSH wurde mal gesagt, dass es eigentlich „eine Schule des Redens“ sei. Wir wollen auch die Leute in einen Dialog bringen. Das ist uns wichtig.

Nach welchen Kriterien wird die Auswahl der gezeigten Filme in der Kategorie JUNGER FILM getroffen?
Wir haben eine Art filmisches Manifest (lacht). Wir suchen Kurzfilme unter 30 Minuten  die nach dem 01.01.2016 fertiggestellt worden sind und von jungen Menschen unter 27 Jahren produziert wurden. Wir schreiben bundesweit aus.  Dann haben wir etwa 500 Filme und dann geht es in die Auswahl. Das Gremium hat dann folgende Maßgaben, nach denen sie schaut: Sind das relevante Themen, die angesprochen werden? Ist der Film wirklich mit Herzblut gemacht worden? Ist es vielleicht nicht unbedingt total der Mainstream? Ist es inhaltlich spannend? Dann schauen wir nach der Publikumswirksamkeit: Findet der Film sein Publikum? Ist das etwas, worüber die Leute diskutieren können und ist das ein Film, der bewegt? Es muss immer aus der Seele des Filmemachers kommen. (lacht) Und dann versuchen wir im Programm am Ende noch darauf zu achten, dass wir bei den Filmen eine Vielfalt haben: Eine Vielfalt bei Form und Genre, sowie an relevanten und kontroversen Filmen.

 
Gibt es einen Film oder einen Moment, der Ihnen in den 14 Festival-Jahren besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Das kann ich ganz konkret sagen. Das war 2016, als ich das erste Mal die Festivalleitung machen durfte. Da hatten wir einen starken Fokus auf Filme über Flucht und Geflüchtete. Wir hatten dazu einen Dokumentarfilm aus Dänemark laufen, der hieß „Dreaming of Denmark“ und dabei ging es um einen afghanischen Flüchtling, der aus Kopenhagen abgeschoben werden sollte nach Afghanistan, wo er nicht überlebt hätte. Der Film war sehr bewegend. Die Cutterin war zum FiSH zum Filmgespräch gekommen und anschließend brachten wir sie zum Rostocker Bahnhof, um sie in den Bus nach Kopenhagen zu setzen. Das Kuriose war, dass in diesem Bus dieser junge Mann, der Protagonist des Films, drin war. Und der illegal von Italien auf dem Weg nach Dänemark war, weil er eigentlich nicht aus Italien weg durfte. Wie die Realität das Thema des Festivals bzw. des Films einholte war kurios.

Inwiefern stellt das FiSH auch eine Art Sprungschanze für Nachwuchsfilmer dar?
Nicht alle, die hier ihre Filme zeigen, werden später auch wirklich Filmemacher. Aber es gibt ein paar, die es wirklich schaffen. Unter anderem unser Moderator Axel Ranisch, der mittlerweile auch Kinofilme produziert hat, Schauspieler ist und bei einem Tatort die Regie übernommen hat. Der ist auf jeden Fall ein Profi geworden. Und der hatte seine ersten Filme auf dem FiSH laufen gehabt. Oder Tobias Wiemann, der auch hier mitgemacht hat und letztes Jahr auf der Berlinale seinen ersten großen Kinderfilm „Amelie rennt“ am Start gehabt hat, der sehr erfolgreich gelaufen ist. Solche Beispiele gibt es immer mal wieder. Leute, die hier rauswachsen und dann ihren Weg machen.

Könnten Sie das FiSH in drei Worten beschreiben?
Jung. Film. Rostock.

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Die Verbindung zum Film begann bei Lena Amtsberg (21) sehr früh. Schon als Kind hat sie sehr viele davon geguckt und als ihre Eltern sagten „Nicht zu viel!“ hat sie heimlich damit weiter gemacht. Während des FSJ im Filmbüro MV in Wismar hat sie zum ersten mal einen eigenen Film gedreht und danach war ihre Leidenschaft entfacht. Seitdem war die Rostocker Studentin an einigen Projekten beteiligt und setzte eigene Filme um, die sie auch mit ihrer eigenen Musik verknüpft.

OZ: Bei welchen Filmprojekten hast du bisher mitgewirkt und welche hast du selbst gemacht?
Lena: Das würde ziemlich lange dauern alles aufzuzählen, weil ich in der Zwischenzeit ziemlich viel mitgemacht habe. Ich kann aber die Sachen sagen, bei denen ich die Regie geführt habe. Mein erster Kurzfilm war ein Projekt meines FSJs und hieß „Kurz vorm Kentern“. Der war sehr Friede-Freude-Eierkuchen mit wenig Konflikt, aber es war mein Erstlingswerk. Dann habe ich eine 20 minütige Dokumentation gemacht, als ich ein Jahr in Ecuador war. Jetzt vor kurzem hab ich „Lass mich los“ gedreht. Das ist mein neustes Musikvideo und dort ging es um Gewalt gegen Frauen.

Wie schwierig findest du es allgemein, als junger noch unbekannter Filmemacher deine Visionen umzusetzen?  Natürlich ist es schwierig, weil man auch nicht so ernst genommen wird. Ich weiß nicht, ob es einerseits am Alter liegt oder zum Teil auch am Geschlecht, denn es gibt einfach nicht so viele weibliche Filmemacher. Dann kommt noch dazu, dass hier in MV Filme nicht unbedingt viel gefördert werden, das heißt die Chancen was wirklich Gutes auf die Beine zu stellen sind relativ gering. Es gibt auch nicht so viele Filmfestivals im Vergleich zu anderen Bundesländern. Aber dafür ist das, was es hier gibt, ganz cool.

Dein letzter Film „Lass mich los“ war ein deutliches Zeichen für Frauenrechte. Wie wichtig ist es allgemein für dich, dem Zuschauer eine Botschaft mitzugeben?
Sehr, sehr wichtig. Ich glaube, dass ich filmtechnisch gar nicht so stark bin wie vielleicht andere Filmemacher, die ich hier vielleicht aus der Gegend kenne. Bei mir ist es so: Klar soll alles schön aussehen, aber ich muss nicht den krassen cineastischen Augenschmaus machen, wenn ich überhaupt keine Message habe. Mir ist es wichtig, dass ich was erzähle, wenn ich schon so viel Geld investiere und Zeit reinstecke. Dann ist mein Herzblut auch immer stärker dabei.

Das Thema von „Lass mich los“ ist sehr persönlich für dich, da es auf eigenen Erlebnissen beruht. Wie waren deine Erfahrungen mit den Reaktionen auf das emotionale Thema?
Ich hab mit „Lass mich los“ vor allem ein paar Aktionen gemacht, wie zum Beispiel beim Doberaner Platz bei der Lichteraktion des Frauenhauses. Ich habe viel Eigeninitiative ergriffen, weil ich mir gedacht habe: Wenn ich schon so einen Film gemacht habe, muss der auch gesehen werden. Weil es um was geht, weil es mich auch persönlich betrifft und weil ich das Gefühl habe, ich möchte ein bisschen was verändern – so idealistisch es auch immer klingt, aber fängt ja im Kleinen an. Bisher ist es gut aufgenommen worden. Es gibt immer ein paar Idioten, die das Thema selber nicht verstehen und offen genug sind, sich damit auseinander zu setzen. Aber ich habe viele erreicht und hab sehr rührende und bewegende Momente gehabt mit Menschen, die sich mir geöffnet haben.

Du arbeitest an eigenen Liedern und du hast ein Ukulelen-Duo mit einer Freundin, mit der du gemeinsame Auftritte hast oder zum Beispiel im letzten Sommer eine Straßenmusiktour durch Europa gemacht hast. Als was siehst du dich eher: Musikerin oder Regisseurin? Das ist super schwierig. Das frag ich mich selbst häufig. Filme machen ist etwas, über das ich noch unheimlich viel lernen muss. Da bin ich noch an einem Punkt, da ist noch alles sehr roh und es muss noch viel gefeilt werden. Musik erfüllt mich sehr und ich würde mich dafür entscheiden, wenn ich mich entscheiden müsste. Aber letztendlich würde es mich glücklich machen, wenn ich eins von beiden als Beruf ausüben könnte und tatsächlich Geld verdienen würde.

Hast du schon konkrete Filmprojekte für die nächste Zeit geplant?
Im Sommer einen Episodenfilm für die Rostocker Schule. Das wird spannend, weil ich schon seit zwei oder drei Jahren mitmachen wollte als Regisseurin, es hat aber noch nicht geklappt. Dieses Jahr ist es so weit. Es wird um Sexismus in der Rostocker Ultra Szene gehen. Ich bin zwar nicht in der Rostocker Ultra Szene, aber ich bin auf jeden Fall ein Fußballfan und hab mich mit dem Thema viel auseinandergesetzt. Und dann noch ganz viele Ideen, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden sollen.

Und wie geht es in musikalischer Richtung weiter?
Ich werde dieses Jahr noch ein Musikvideo drehen. In dem Lied geht es um Liebe im Alter. Gefilmt wird ein altes Pärchen, was sich neu verliebt und mal ein bisschen eine andere Liebesgeschichte erzählt. Das sind die beiden Sachen die anstehen und dann noch ganz viele Sachen, die irgendwann in den nächsten Jahren erscheinen sollen.

Was würdest du umsetzen wollen, wenn dir gar keine Grenzen gesetzt sind? 
Ich würde gerne Science Fiction in Richtung Marvel machen. So einen übertrieben, geilen Weltretterscheiß mit coolen Superhelden. Ich hätte gerne eine schwule, lesbische oder transsexuelle Person als Hauptfigur. Aber so, dass es nicht extra thematisiert wird. Es ist eigentlich das Mittel, um mehr Normalität für diskriminierte Randgruppen zu bekommen, indem man nicht Filme über das Problem macht, sondern Filme über Personen, die es sind, ohne dass man darüber großartig spricht. Dann rettet halt der Typ einen Typen und nicht das Mädchen.

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Das Theater des Friedens gehört zu den ältesten Kinos Rostock. Betreiber Sandra Dahlmann verrät, was es hier noch zu sehen gibt.

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Sie sind aus Film und Fernsehen bekannt - scheinen weit von der eigenen Lebenswelt entfernt. Doch viele bekannte Schauspieler stammen aus Mecklenburg-Vorpommern. Hier eine Auswahl.

So wie Matthias Schweighöfer. Der Frauenschwarm mit dem blonden Lockenkopf wurde am 11. März 1981 in Anklam (Vorpommern-Greifswald) in eine Schauspielerfamilie hineingeboren. Seine Mutter Gitta spielte in verschiedensten deutschen Serien und TV-Produktionen mit. Sein Vater Michael arbeitet am Deutschen Theater in Berlin. Nachdem Schweighöfer seit 1997 in mehreren Serien und Theaterstücken mitspielte, gelang ihm 2003 mit „Soloalbum“ der Durchbruch. Der Wahlberliner steht aber nicht nur vor der Kamera. Zum einen hat der heute 37-Jährige eine eigene Produktionsfirma, zum anderen arbeitet das Multitalent seit 2010 auch als Regisseur, Produzent und Drehbuchautor - unter anderem beim „Schlussmacher“ (2013) und „Der Nanny“ (2015). Der mehrfach ausgezeichnete Mime ist liiert und Vater von zwei Kindern.

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Schauspielerin Nadja Uhl kam 1972 in Stralsund zur Welt. Spätestens seit "Sommer vorm Balkon" (2005) liegt die Filmwelt der Blondine zu Füßen.

Sie absolvierte nach dem Abitur 1990 bis 1994 ihre Schauspielausbildung an der  Leipziger Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy.

Von Kritikern wird sie wegen ihrer Darstellung von Persönlichkeiten in Grenzsituationen geschätzt. So spielte die Mimin unter anderem die Terroristin Brigitte Mohnhaupt in „Der Baader Meinhof Komplex“ oder eine Stewardess in „Mogadischu“ in einem entführten Flugzeug.
Ihren Silbernen Bär der Internationalen Filmfestspiele Berlin als beste Darstellerin gewann sie 2000 für "Die Stille nach dem Schuss".

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Charly Hübner - eigentlich Carsten Johannes Marcus Hübner - ist aus dem Rostocker Polizeiruf 110 bekannt. Doch der schauspieler spielt nicht nur eine Rolle aus dem Norden, er kommt auch wirklich aus der Region. Hübner kam 1972 in Neustrelitz auf die Welt. In seiner Heimatstadt sammelte er erste Bühnenerfahrungen am Landestheater.

1993 begann er sein Studium an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin.Und hatte anschließend einige Engagements an verschiedenen Theatern.

2003 wechselte Hübner von der Bühne vor die Kamera. Seitdem spielte er in mehreren hochkarätigen Filme wie. So zum Beispiel "Das Leben der anderen" (2006) oder "Krabat" (2008) oder "Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs" (2016)

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Die Schauspielerin Katrin Sass, geboren 1956 in Schwerin, ist derzeit vielen durch die bisherigen Folgen des „Usedom-Krimi“ bekannt. Allerdings erntete sie bereits als junge Darstellerin erste Lorbeeren - 1979 mit dem Film „Bis dass der Tod euch scheidet“, in dem sie eine verheiratete Frau darstellt, die sich nicht mit ihrer klassischen Geschlechterrolle zufrieden gibt. Für „Bürgschaft für ein Jahr“ (1981) gab es auf der Berlinale einen Silbernen Bären.

Als Vorbild nennt die 59-Jährige ihre Mutter Marga Heiden (1921-2013), die durch Mundart-Stücken im DDR-Fernsehen und Auftritten auf der Schweriner Theaterbühne relativ bekannt war.

Katrin Sass studierte an der Rostocker Schauspielschule. 1987 wurde sie „Schauspielerin des Jahres“. Die Karriere der gebürtigen Schwerinerin wurde jedoch durch ihre Alkoholabhängigkeit unterbrochen, in den 1990er Jahren hatte sie deshalb kaum Rollenangebote. Einen großen Erfolg feierte die Mimin 2003 mit dem Kinofilm „Good Bye, Lenin!“.

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An diesem Namen kommt man im deutschen Film seit Jahren nicht mehr vorbei: Devid Striesow. Der 1973 in Bergen auf Rügen geborene Charakter-Darsteller wuchs in Rostock auf. Nach Abschluss der Schauspielausbildung in Berlin startete er seine Laufbahn an mehreren Theatern der Republik.

Kurz darauf erfolgte sein Debüt in einem Kinofilm. Striesow wirkte in dem österreichischen Film „Die Fälscher“ mit, der 2008 den Oscar erhielt. Bekannt wurde er auch durch sein Spiel an der Seite von Hannelore Hoger in der ZDF-Krimi-Serie „Bella Block“.

Seit einigen Jahren ist der Mime im „Tatort“ als Ermittler Jens Stellbrink unterwegs. In dem Streifen „Ich bin dann mal weg“ verkörpert er den Komiker und Schauspieler Hape Kerkeling. Heute lebt Striesow in Berlin und in der Uckermark.

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Esther Zschieschow ist seit April 2006 Schauspieldozentin an der Hochschule für Musik und Theater Rostock (HMT).Im Interview verrät sie, welche Anforderung die HMT an ihre Studierenden hat und warum es nicht reicht, nur einen auswendig gelernten text aufzusagen.

Welche Voraussetzungen muss ich für ein Schauspielstudium mitbringen?
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein Schauspielstudium sind große Lust am Spielen, die Lust und Freude, sich spielerisch entäußern und ausdrücken zu wollen. Unser gesamter Körper, inklusive Stimme, Sprache und Denken, ist unser Instrument, der dem Spiel zur Verfügung steht und eingesetzt wird. Nur dastehen und Text aufsagen, reicht nicht.

Welche Kompetenzen und Methoden lernt man an der HMT?
Es werden über die Jahre Szenenstudien gearbeitet, die unterschiedlichen Epochen zugeordnet werden, also z.B. Deutsche Klassik, Shakespeare, zeitgenössische Dramatik. Im Schauspielunterricht werden den Studierenden unterschiedliche spielerische Methoden und schauspielerisches Handwerk vermittelt. Dazu gehören z.B. situatives Partnerspiel, Konkretheit und Wiederholbarkeit spielerischer Vorgänge, Improvisation. Zum schauspielerischen Handwerk gehören aber auch Körperarbeit und Sprecherziehung. Körperarbeit ist ganz wichtig, um den Körper, als ein wichtiges Ausdrucksmittel, für das Spiel gelöst und durchlässig zu machen. Genauso ist die Stimme ein wichtiges Ausdrucksmittel. Jeder Studierende hat Sprecherziehung. Und ganz wichtig ist die Entwicklung der eigenen spielerischen Persönlichkeit, die die Studierenden während des Studiums entwickeln.

Wie sieht eine Prüfung aus und wie wird diese bewertet?
Bei einer Aufnahmeprüfung müssen die Bewerber zwei unterschiedliche Rollen vorbereiten, eine klassische und eine moderne. Außerdem sind ein Lied und ein Gedicht vorzubereiten. Manchmal wird bei den Prüfungen auch schon improvisiert.

Wie sehen die Chancen nach dem Studium aus, in den Beruf einzusteigen?
Wir haben bisher immer gute Vermittlerquoten der Absolventen gehabt, da wir gut ausbilden. Aber da die Theatersituation nicht besser wird, was Gelder und damit einhergehende Vakanzen betrifft, kommen nicht immer alle sofort am Theater unter. Man braucht für den Beruf eine große Portion Liebe, Leidenschaft, Enthusiasmus und Durchhaltevermögen.

Erklären Sie kurz, wo der Unterschied zum Theater- und Filmschauspieler ist. Gibt es dort bereits Unterschiede im Studium?
Wir bilden prinzipiell Theaterschauspieler aus. Das führt in den meisten Fällen zu Engagements an Theatern. Aber Absolventen gründen auch ihre eigenen Gruppen und arbeiten an freien Projekten. Zur Ausbildung gehören aber auch Filmkurse. Nicht wenige unserer Absolventen sieht man nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Fernsehen oder Kino. Die Arbeit vor der Kamera verlangt andere Ausdrucksmittel. Wo am Theater auf der Bühne mit größeren spielerischen Mitteln gearbeitet wird, ist Kameraarbeit intimer.

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Berlin wurde in den letzten Wochen wieder von zahlreichen Kinoliebhabern, Filmemachern sowie den dazugehörenden internationalen Stars und Sternchen bevölkert. Vom 15.-25. Februar fanden in diesem Jahr die Filmfestspiele zum 68. Mal statt.

Die Berlinale stellt Universitäten und Hochschulen aus der ganzen Welt Studierendenakkreditierungen für filmbezogene Studiengänge zur Verfügung. Rostocker Studenten der Kommunikations- und Medienwissenschaft nutzten die Chance.

So konnte auch ich eines der begehrten Festivaltickets ergattern. In der Stadt angekommen, habe ich mir direkt den sogenannten Badge abgeholt. Ein kleines berechtigendes Kärtchen mit Foto und Namen drauf und ein orangefarbenes Schlüsselband dazu. Politisches Bekenntnis oder passende Signalfarbe? Egal, man fühlt sich schon etwas wichtiger auf seinen Streifzügen durch die City. Dazu gibt’s einen Rucksack mit dem bekannten Bären und Sponsorenemblemen zum durch die Gegend tragen.

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Aber woran erkennt man eigentlich, dass Berlinale ist?
Die Anzahl an selbsternannten Filmexperten steigt in der Hauptstadt ins unermessliche und in der Metropole wimmelt es von Menschen, die vor Filmspielstätten Schlange stehen. Gekennzeichnet sind sie mit einem Ticket, fest in der Hand liegend und erwartungsvollen Gesichtern. Der Grund dafür: Filme gucken!

Welchen Nutzen hat die Akkreditierung?
Damit hatte ich die Möglichkeit, Filmvorstellungen bestimmter Sektionen ohne Ticket zu besuchen. Beispielsweise im FORUM - Filme mit besonders künstlerischen Elementen und auch mal skurriler Aufmachung. Oder die RETROSPEKTIVE, die sich der Vielfalt des Weimarer Kinos widmete. Außerdem konnte man u.a. zum European Film Market. Hier treffen sie alle möglichen Protagonisten der Branche, um Filme zu ver-/kaufen, Finanziers zu finden und sich über Entwicklungen auszutauschen.

Besonders cool fand ich dabei die Initiative LOLA at Berlinale. Hier gab es, Filme zu sehen, die von der Deutschen Filmakademie für die Nominierung zum Deutschen Filmpreis vorausgewählt worden sind. Den Film „Back for Good“ von Mia Spengler fand ich dabei richtig klasse. Im Mittelpunkt steht eine C Promi-Dame, die frisch vom Entzug kommt und bei ihren High-Society-Freunden keine Bleibe findet, sodass sie wieder bei ihrer Mutter landet.  Ansonsten hatte ich auch die Chance 3 der 19 Wettbewerbsfilme zu sehen, die sich im Wettstreit um den goldenen Bären befanden.

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Warum Berlinale?
Es ist schon etwas Besonderes, Filme in den tollsten Spielstätten Berlins erleben zu dürfen, die es vielleicht nicht in die Kinos schaffen. Ohne die lästige Werbung im Vorhinein kann man hier Kino noch mal ganz anders genießen. Außerdem stehen nach den Vorstellungen meistens die Regisseure oder Schauspieler zur Verfügung und beantworten die Fragen aus dem Publikum.

Welche Filme haben mich bewegt?
Das kann ich ganz klar für mich beantworten: „Utoya 22. Juli“ vom norwegischen Filmemacher Erik Poppe. Der Film trägt den Namen der Insel, auf der 69 Menschen, von einem einzelnen Attentäter ermordet worden sind. Der Film dauert 72 Minuten, so lange wie die Spezialeinheiten 2011 brauchten, um den Attentäter zu stellen. Man begleitet vor allem ein Mädchen auf der Suche nach ihrer Schwester. Ich hatte das Gefühl mitten im Geschehen zu sein.
 
Ebenso hat mir „3 Tage in Quiberon“ von Emily Atef sehr gut gefallen. Er zeichnet ein Bild dreier Tage im Leben von Romi Schneider in dem französischen Kurort Quiberon. In schwarz-weiß gehalten und mit einer interessanten Figurenkonstellation, brachte er mir als Rezipienten die Zerrissenheit dieser Ikone sehr Nahe und machte einmal mehr deutlich, wie zwiespältig Privatleben und Ruhm sein können.

Was bleibt in Erinnerung?
Auf jeden Fall Tilda Swinton und Bill Murray auf dem roten Teppich. Zwei tolle Schauspieler direkt vor der Nase - hat schon was. Ebenso die zahlreichen netten Gespräche im Kinosessel. Ich kam sehr schnell mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch. Vom Urberliner bis zur Modereporterin aus San Francisco, hatten alle die Liebe zum Film gemein. Nach 10 Tagen und 21 Filmen kann ich sagen, die Berlinale war ein spannendes Erlebnis und ich werde wiederkommen, dann zwar ohne Akkreditierung aber mit Filmticket in der Hand!

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Das Filmkunstfest ist das größte Filmfestival in Ostdeutschland. Ein Gespräch mit Max-Peter Heyne.

Wofür ist so ein Filmfest eigentlich da?
In erster Linie geht es natürlich darum, neue Filme zu zeigen. Das Filmkunstfest wurde von Filmemachern aus der Region ins Leben gerufen, weil es bislang nichts in der Richtung gab und es hat sich dann etabliert. Heute sind wir mit rund 18.000 verkauften Tickets eines der größten Filmfestivals in den neuen Bundesländern.
 
Gibt es ein bestimmtes Profil des Festivals, etwas, durch dass es sich von anderen Filmfestivals abhebt oder Schwerpunkte?

Ein Schwerpunkt ist „aktueller deutschssprachiger Film“. Dabei sind wir stärker als andere Festivals auch darauf bedacht, Filme aus der Schweiz oder Österreich ins Programm aufzunehmen. Außerdem gibt es die Rubrik „Focus Baltic Sea“ bereits zum vierten Mal dieses Jahr. Da werden Filme aus den Nachbarländern im Ostseeraum eingeladen, mit denen Schwerin eine enge wirtschaftliche und kulturelle Beziehung pflegt, wie zum Beispiel Polen. Das ist auch ein Zeichen, um sich etwas von anderen Filmfestivals abzugrenzen. Ebenso werden Filme zu sehen sein, die nirgendwo anders gezeigt werden, um die Attraktivität des Festivals zu erhöhen.

Wie finanziert sich das Festival?
Wir beziehen vor allen Dingen öffentliche Mittel der Landesregierung. Außerdem erhalten wir Gelder von der Stadt und natürlich von den Sponsoren wie den Stadtwerken oder der Sparkasse. Wichtig sind auch viele kleinere Sponsoren.

Nach welchen Kriterien wird das Programm beim Filmkunstfest ausgewählt?

Wir haben einen speziellen Kriterienkatalog nach dem diese Auswahl erfolgt. Die zwei wichtigsten Kriterien sind allerdings gute Qualität und dass die Filme aktuell sind, also noch keinen Kinostart verzeichnet haben. Weltpremieren müssen es aber nicht sein.

Wird es Veranstaltung zur #metoo-Debatte geben?
Dazu ist noch nichts geplant, aber es kann durchaus sein, dass da noch etwas aufgegriffen wird. Mit Stolz können wir allerdings sagen, dass letztes Jahr rund 50 Prozent der Wettbewerbsfilme von Regisseurinnen gedreht wurden. Also viel mehr als beispielsweise auf der Berlinale. So gingen auch viele Preise letztes Jahr an Frauen. Das hat auch Iris Berben, Präsidentin der Filmakademie und Ehrenpreisträgerin 2017, sehr gefreut. Es gab jetzt aber keine Quote oder so, sondern die Werke waren einfach sehr gut.

Auf der Berlinale liefen gerade mehrere Filme aus Mecklenburg-Vorpommern. Welche davon werden auf dem Filmkunstfest zu sehen sein?
Die Usedom-Dokumentation soll beispielsweise auf jeden Fall gezeigt werden. Das hat für uns eine ganz besondere Bedeutung: Der Regisseur Heinz Brinkmann hat das Festival nämlich mit ins Leben gerufen und vorangetrieben, gleichzeitig ist er immer Filmemacher geblieben.

Letztes Jahr gab es eine Rekordzahl an Besuchern. Soll das dieses Jahr noch überboten werden?
Natürlich, das hofft man ja immer. In den letzten drei Jahren ging es stetig bergauf. Vorhersagen zu treffen ist aber schwierig, denn die wichtigste Rolle spielt tatsächlich das Wetter. Dennoch sind wir recht gut aufgestellt. Außerdem sind wir eines der wenigen Festivals, das in dieser Jahreszeit stattfindet und dazu noch in so einer schönen Stadt wie Schwerin.

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Die Themenseite ist ein Projekt von Studierenden der Universität Rostock, die erste Erfahrungen im Bereich Journalismus Und Fotografie sammeln wollen.

Sie werden von den OZ-Redakteurinnen Katharina Ahlers und Ann-Christin Schneider betreut.

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