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Festmacher: Die stärksten Kerle im Rostocker Hafen

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Ohne Olaf Schroeder und Marcus Fiedrich kämen die Warenströme in Deutschlands größtem Ostseehafen zum Erliegen. Denn ohne sie (und ihre Kollegen) könnten Schiffe zwar nach wie vor Rostock ansteuern, aber weder an- noch ablegen. Schroeder und Fiedrich – sie sind Festmacher. Die härtesten Kerle am Kai. Und die wichtigsten.

Fotos: Ove Arscholl
Videos / Text: Andreas Meyer

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Gerade mal 48 Festmacher gibt es im Rostocker Seehafen, angestellt beim städtischen Hafenbetreiber Rostock Port. „Alle Schiffe mit einer Größe von mehr 1000 BRZ sind auf unsere Männer angewiesen“, sagt Birk Dembowksi, „Leiter Hafenbetrieb“ bei Rostock Port. Sein Team ist rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr im Einsatz. Die Festmacher arbeiten im Schichtbetrieb, immer mit mindestens vier Mann. Nachts gibt es zudem eine Rufbereitschaft.

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Selbst zu Viert ist das Festmachen Schwerstarbeit. „Wenn die Leine zuvor auch noch ins Wasser gefallen ist und sich mit Wasser vollgesogen haben – das macht dann keinen Spaß“, sagt Macus Fiedrich. 80 Kilogramm Zuggewicht muss jeder der Männer schleppen. Das entspricht fast fünf Kisten Wasser auf Mal.

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Die Arbeit am Kai ist kreuzgefährlich. „Das fängt beim Fangen an“, sagt Festmacher Olaf Schroeder. Läuft ein Schiff einen Liegeplatz an, wirft die Crew zunächst eine dünne Wurfleine an Land. „Damit die besser fliegt, machen wir Crews einen Knoten – einen ,Affenkopf‘ – in das Ende der Leine. Manche nehmen aber auch Gewichte. Und die sollte man besser nicht an den Kopf bekommen“, erzählt Fiedrich. Mit der Wurfleine wird dann die schwere, dicke Halteleine vom Schiff an den Kai gezogen. „Bei Wind und Wellengang stehen die Leinen extrem unter Spannung. Wenn ein Tau anfängt zu knirschen, rennt man besser los.“ Denn wenn die Leine reißt, knallt sie wie eine riesige Peitsche über den Kai. „Solche Unfälle passieren leider immer wieder. Auch in Rostock“, so Schroeder. Vor einigen Jahren wurde im Seehafen ein Kollege der beiden getötet. Eine gerissene Leine hatte ihn zerteilt.

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Wie die Zukunft der Festmacher aussehen könnte, zeigt sich am Anleger für die Scandlines-Fähren nach Gedser. Dort gibt es keine Wurf- und Halteleinen mehr – sondern eine „Auto-Mooring-Anlage“. „Das ist eine Art Greifer, der an das Schiff andockt und es an den Kai in die richtige Position zieht“, erklärt Betriebsleiter Demboski. „Wenn die Fähre die Wendeplatte erreicht hat, funkt ein Computer an Bord automatisch den Tiefgang an die Auto-Mooring-Anlage. Das passt immer. “

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Am Bug liegt die Fähre  „Berlin“ an diesem Morgen 5,25 Meter tief in der Warnow, am Heck sogar 5,30 Meter. 16 Mal pro Tag müssen Fähren im Seehafen abgefertigt werden. Olaf Schroeder und Marcus Fiedrich müssen trotz der modernen Technik stets beim Anlegen dabei sein: „Die Dänemark-Fähren haben nur noch eine Viertelstunde Liegezeit. Und in diesen paar Minuten müssen wir fast 100 Lastwagen und noch mehr Autos von Bord und wieder an Bord lotsen“, so Dembowski. Während der Kapitän das Schiff langsam rückwärts an den Anleger gleiten lässt, bedient Fiedrich beispielsweise die Rampen.

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Die Festmacher kriegen per Funk ihre Instruktionen: 35 Autos, zwei Busse und 70 Lastwagen wollen bei dieser Abfahrt mit nach Dänemark. Darunter auch zwei Gefahrgut-Transporte. „Denen werden von der Reederei stets besondere Stellplätze zu gewiesen. Brennbare Stoffe zum Beispiel waren immer auf den Freideck mit“, sagt Olaf Schroeder. Er weist dieses Mal die Autos und Lastwagen ein.

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Kaum liegt die Fähre fest am Kai, rollen auch schon die Autos runter. Nur eine Familie aus Dänemark hat Schwierigkeiten: „Das Auto springt nicht an.“ Schroeder schiebt es die Rampe runter, holt ein Starthilfe-Set und bringt den Wagen wieder zum Laufen. „Auch das gehört zu unserem Job.“ Bei ganz schlechtem Wetter müssen die Festmacher auch den Winterdienst übernehmen.  Das Funkgerät knarzt, der nächste Auftrag kommt rein. „Ein kleiner Frachter will ablegen.“ Die Festmacher müssen sich beeilen, der Kapitän drängelt. Aber ohne die stärksten Kerle am Kai geht auch bei ihm nichts.

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