Hinweis

Für dieses multimediale Reportage-Format nutzen wir neben Texten und Fotos auch Audios und Videos. Daher sollten die Lautsprecher des Systems eingeschaltet sein.

Mit dem Mausrad oder den Pfeiltasten auf der Tastatur wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Durch Wischen wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Los geht's

Diese Probleme gibt es auf Greifswalds Großbaustellen

Logo https://multimedia.ostsee-zeitung.de/diese-probleme-gibt-es-auf-greifswalds-grossbaustellen

Horrende Preisangebote von Baufirmen während des Baubooms sorgen auf mehreren städtischen Baustellen der Stadt für Sorgenfalten. Weil derzeit so viel gebaut wird wie noch nie, ist die Stadt besonders von den Kostensteigerungen auf dem Markt betroffen.

Probleme gibt es jedoch auch mit Lärm auf der Baustelle und durch die Umschichtung von Mitteln.



Foto: Cornelia Meerkatz

Zum Anfang

Die Stadtverwaltung denkt wegen enormer Kostensteigerungen über einen vorläufigen Baustopp des Stadtarchivs in der Straße An den Wurthen nach. Die Entscheidung soll in Kürze während der Sitzung der Lenkungsgruppe fallen, teilt Winfried Kremer, Leiter des Immobilienverwaltungsamtes, mit. Sechs Millionen Euro sollte das Projekt kosten, um die Akten mit dem Gedächtnis Greifswalds vor dem Schimmel zu retten. Die Erschließungsarbeiten im Erdreich waren im Herbst des Vorjahres angelaufen, sind nun abgeschlossen.


Foto: Peter Binder




Zum Anfang

Für den Rohbau hatten die Planer 1,3 Millionen Euro angesetzt. „Auf unsere Ausschreibung für den Rohbau haben wir nur zwei Angebote bekommen. Beide sind deutlich teurer“, sagt Kremer. Die günstigste Firma fordert für die Betonfassade mehr als doppelt so viel wie gedacht (860.000 Euro statt 390.000 Euro). Das Angebot vom Tischler für die Fenster liegt bei 120.000 Euro statt geplanten 86.000 Euro. „Wir stellen jetzt das komplette Projekt auf den Prüfstand. Die Angebote liegen dramatisch über den geplanten Kosten. Das ist nicht vernünftig erklärbar.“ Zunächst wird kein weiterer Auftrag erteilt.

Zum Anfang

Die Idee ist, dass ein halbjähriger Baustopp helfen könnte und womöglich zu besseren Ausschreibungsergebnissen führt. Kremer geht davon aus, dass es sich derzeit um Abwehrangebote handelt, weil die Auftragsbücher der Firmen voll sind.
Kremer verspricht sich eine bessere Planbarkeit, wenn im Frühjahr 2019 etwa 70 bis 80 Prozent der Planungsleistungen auf einen Schlag ausgeschrieben werden. „Dann haben wir einen guten Überblick, was die Gesamtkosten angeht“, sagt Kremer. Im Fall Stadtarchiv sei das nicht möglich gewesen, weil im Herbst unter Zeitdruck begonnen wurde und zunächst nur ein sehr geringer Teil ausgeschrieben wurde.


Foto: Katharina Degrassi


 

Zum Anfang

Aus diesem Fehler will die Stadtverwaltung nun beim Bau des Zentrums für Life Science und Plasmatechnologie lernen. „Wir werden 70 Prozent der Bauleistungen auf einen Schlag ausschreiben. Dann gucken wir, wie die Angebote aussehen“, erklärt Kremer. Er weist darauf hin, dass die Kostenberechnungen von 30 Millionen Euro bereits ziemlich alt sind. Sollten die Preise für das größte und teuerste Bauprojekt aller Zeiten in Greifswald deutlich steigen, müsste die Bürgerschaft dieses neu genehmigen. Dass sich die Kosten erhöhen, gilt wegen der allgemeinen Preissteigerungen in der Branche als wahrscheinlich. Davon sind weitere Greifswalder Bauprojekte betroffen. Die Hansestadt investiert in diesem und in den kommenden Jahren so viel wie noch nie in Neubau- und Sanierungsmaßnahmen. Deswegen ist sie von den explodierenden Preisen besonders betroffen.

Zum Anfang

Im Fall der Sporthalle an der Caspar-David-Friedrich-Schule steigen die Kosten von ursprünglich vier Millionen Euro auf 4,5 Millionen Euro. Die Angebote der Firmen übersteigen die Kalkulation bei weitem. Allein der Rohbau des Gebäudes verteuere sich um rund 165.000 Euro, Dach- und Fassadenarbeiten um 100.000 Euro.

Glücksfall für das Projekt ist, dass der Neubau der Erwin-Fischer-Schule im Gegenzug günstiger wird als gedacht und dadurch Mittel frei werden.



Foto: Peter Binder

Zum Anfang

Von den ursprünglich geplanten 18 Millionen Euro für den Neubau der Fischerschule konnten bislang 1,7 Millionen Euro eingespart werden. Dass das Geld nun unter anderem für die Mehrkosten der Friedrichschule verwendet werden soll, hat Schulleiterin Heike Kagel aus der OSTSEE-ZEITUNG erfahren. Sie ist irritiert und erstaunt, dass die Projektlenkungsgruppe nicht über die Pläne informiert wurde. Kagel fürchtet vor allem, dass nun kein Geld mehr übrig bleibt für den "Nachrückerposten" der Fischerschule. "Es sollten alle Klassenräume mit interaktiven Tafeln ausgestattet werden, wenn Geld übrig ist." Was passiere, wenn die Baukosten doch noch stiegen? Ihr Appell: "Das Gebäude darf nicht schlechter gebaut und ausgestattet werden, als es geplant war!" Immobilienverwaltungsamtschef Kremer verspricht: "Nach aktuellem Stand ist genügend Geld vorhanden."


Foto: Peter Binder

Zum Anfang

Am aktuellen Stand kann sich auch schnell mal etwas ändern. Das zeigt auch das Beispiel Ketscherinbach: Die in Greifswald geplante Renaturierung des Ketscherinbachs kostet 1,8 Millionen Euro mehr als geplant. Eigentlich hatte die Stadt knapp 3,2 Millionen Euro für die Arbeiten am Entwässerungssystem in den Haushalt eingestellt. Damit sollen die Probleme bei Starkregen und Hochwasser gelöst werden. Die fehlenden Mittel für den Bach werden ebenfalls teilweise von den eingesparten Mitteln der Fischerschule verwendet.



Foto: Peter Binder

Zum Anfang

Die Kosten für Sanierung und Umbau der Arndtschule bleiben stabil bei sechs Millionen Euro. Problem ist hier, dass die Schüler und Lehrer noch bis zum Sommer mit Lärmbelästigung während der Unterrichtsstunden rechnen müssen. „Es sind extreme Bedingungen“, räumt Winfried Kremer, Leiter des Immobilienverwaltungsamtes, ein.
„Nicht alle Betriebe halten sich daran, dass sie während der Unterrichtsstunden keine lärmintensiven Arbeiten durchführen sollen“, sagt Kremer weiter. Es komme durchaus vor, dass die Bauarbeiter auch während des Unterrichts bohren.
Die Bauarbeiten liegen derzeit zwei Monate hinter dem Plan. Die Verzögerung kam durch einen erhöhten Umfang an Schadstoffsanierung zustande. Diese haben zu Kostensteigerungen von 300. 000 Euro geführt. Das Defizit konnte durch eine geringere Miete für die Container wieder ausgeglichen werden.

Foto: Peter Binder 

Zum Anfang
Scrollen, um weiterzulesen
Wischen, um Text einzublenden