Hinweis

Für dieses multimediale Reportage-Format nutzen wir neben Texten und Fotos auch Audios und Videos. Daher sollten die Lautsprecher des Systems eingeschaltet sein.

Mit dem Mausrad oder den Pfeiltasten auf der Tastatur wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Durch Wischen wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Los geht's

Das sind Vorpommerns verrückteste Sammler

Logo https://multimedia.ostsee-zeitung.de/das-sind-vorpommerns-verruckteste-sammler-576

Von wegen Briefmarken: Was die großen Sammler der Region in Schränken und Schubladen, an Zäunen und Toren oder in Truhen und Kammern so ansammeln, ist außergewöhnlich, spannend und bewundernswert zugleich.

Die OSTSEE-ZEITUNG präsentiert auf den folgenden Seiten die vielfältigen Leidenschaften aus Vorpommern.


Zum Anfang

Mercedes, VW Golf oder Skoda: Manfred Wegner hat sie alle. Zwar nicht die Automobile, aber die Radkappen. Und das ist nicht zu übersehen. Das Familienhaus, der Zaun und die Garage sind mit den Plastikverkleidungen verziert – ganze 400 Stück hat der gelernte Rinderzüchter gesammelt.

Auf dem Gelände des 48-Jährigen herrscht reges Treiben. Denn Wegner kümmert sich nicht nur um den 16 Jahre alten Hund Bobby, der das Grundstück etwas behäbig, aber durchaus engagiert bewacht, sondern auch um eine Vielzahl von Hühnern, Tauben, Enten und eben Radkappen.

Zum Anfang

20180817 151435
Auf seinem Hof verwahrt Mannfred Wegner die wahren Schätze: Radkappen von Mercedes, BMW und Co.
Vollbild

„Ich habe vor 20 Jahren angefangen, Radkappen zu sammeln und sie an Haus, Zaun und Garage anzubringen“, sagt Wegner. Einen besonderen Impuls habe es nicht gegeben. „Es war der reine Spaß an der Sammelei.“ Wo er die Plastikverkleidungen herbekommt? „Einige hatte ich und einige haben wir aus dem Müll gefischt.“ Sein Hobby hat ihm einen Spitznamen eingebracht, der nun auf einem Schild vor seinem Grundstück prangt: Radkappen Manni.

Häufiger werden Kappen von seinem Grundstück geklaut. „Die guten von Mercedes und so hängen deshalb auf dem Hof.“ Doch so schnell Alte verschwinden, so schnell tauchen Neue auf. „Es kommt vor, dass mir Menschen ihre alten Kappen vor das Haus legen. Die nehme ich gern“, sagt Wegner und lacht.

Gerade seit Ende letzten Jahres gerät seine Leidenschaft häufiger ins Visier von Schaulustigen. Denn Kavelsdorf liegt genau auf einer Strecke, die viele nutzen, um die Staus vor dem A20-Loch bei Tribsees zu umfahren. „Die Leute gucken dann ungläubig und machen Fotos“, sagt der 48-Jährige, dem die Aufmerksamkeit durchaus zu Gefallen scheint.

20180817 151435
Auf seinem Hof verwahrt Mannfred Wegner die wahren Schätze: Radkappen von Mercedes, BMW und Co.
Schließen
Zum Anfang

Einer hat die Form einer Möhre, der nächste sieht aus wie eine Rakete, ein anderer ist der Berliner Fernsehturm in Miniformat – der Greifswalder Fred-Günther Kurth sammelt Kugelschreiber in den unterschiedlichsten Farben und Formen. Manche mit Aufschrift, andere mit Motiv und am allerliebsten ausgefallen.

Der Lippenstift-Kugelschreiber eines Textilhauses gehört zu den Lieblingsstücken des leidenschaftlichen Sammlers. 26 000 Kugelschreiber hatte Fred-Günther Kurth bis zum Jahresende 2017 gesammelt. Ein Zimmer seiner Wohnung im Ostseeviertel darf man getrost als Ausstellungsraum bezeichnen. „Etwa 250 Exemplare stammen aus dem Ausland. Neben Kugelschreibern aus Europa habe ich beispielsweise auch welche aus Japan, Australien, Korea, den USA und Taiwan“, so Kurth.

Zum Anfang

„Ich habe immer Stifte benötigt, damit die Kunden die Rechnungen unterschreiben können“, sagt der Rentner, der vor mehr als 22 Jahren mit dem Sammeln begann. Damals arbeitete er als Verkaufsfahrer. „Abends stand ich immer ohne Schreibgeräte da.“

Von 1968 bis Ende 1991 arbeitete Fred-Günther Kurth beim Kernkraftwerk Nord in Lubmin. Das ist der Grund, warum er 1970 mit seiner Brigitte von der Insel Usedom, auf der geboren ist, nach Greifswald zog. Seine Frau unterstützt die Sammelleidenschaft ebenso wie Freunde, Bekannte, frühere Kollegen und Arztpraxen.
Im Jahre 2005 überschritt Kurth die 10 000 Kugelschreiber-Grenze, und 2013 waren es schon 20 000.

Zum Anfang

Ein Kinderzimmer mit hölzernem Puppenwagen, eine Küche mit einem alten Holzofen und Regalen, in denen eingewecktes Obst steht: Längst ist Michael Hammers Scheune in Kaschow kein Geheimtipp mehr. Während er die untere Etage zum Feiern hergerichtet hat, können im Obergeschoss die Besucher in alten Sachen stöbern.

Nur ein hölzernes Schild mit der Aufschrift „Hammerscheune“ weist auf das verborgene kleine Museum hin, das Hammer als Sammelsurium von alten Sachen, eine Art Heimatstube, bezeichnet.
Hunderte Exponate gibt es mittlerweile auf dem Dachboden zu sehen. Hammer hat sie thematisch sortiert. So steht auf dem alten Sekretär das Telefon mit Hör- und Sprachrohr sowie die Schreibmaschine, bei deren Bedienung Kraft in den Fingern gefordert ist.

Zum Anfang

Zum Teil hat Hammer seine Ausstellungsstücke selbst zusammengetragen, aber viele stammen auch von Leuten aus der Gegend. „Von Menschen, die sich eigentlich nicht von alten Sachen trennen mögen“, sagt er und lacht.

Und so hat Hammer auch zu vielen Stücken eine persönliche Geschichte von den Leuten „geerbt“. Wenn er die Besucher über den Dachboden führt und diese Geschichten zum Besten gibt, erwachen die teilweise uralten Dinge wieder zum Leben.
Öffnungszeiten habe er für seine Heimatstube nicht. „Wenn ich zu Hause bin, führe ich die Leute gern herum. Besonders Kinder sind immer sehr interessiert."

Zum Anfang

Über 3000 Briefe lagert Petra Bülow aus Garz bei sich zu Hause. „Allein in diesem Jahr sind bereits 236 dazugekommen“, erzählt sie. Sie pflegt Brieffreundschaften und trennt sich nie von einem der erhaltenen Schriftstücke. „Eigentlich sammle ich Freunde, denen ich schreibe, die mir antworten oder die mich zuerst anschreiben.“

Für die leidenschaftliche Verkäuferin geht es um Entspannung, Trost und Ruhe. Sie könne gut abschalten bei diesem Hobby, alle Sorgen und Probleme vergessen und eben aufschreiben. „Ich habe aktuell 20 unbeantwortete Texte hier liegen, die ich nach und nach bearbeite und danach gut verstaue“, erzählt sie.

Zum Anfang

Vollbild

Alte Platten sind das Metier von Denni Stey. Der 40-Jährige, der auf Usedom in Trassenheide das Kinderland und in Mölschow den Dino-Park betreibt, hat vor vielen Jahren uralte Platten von seinen Großeltern geerbt – und schon war seine Sammelleidenschaft geweckt. „Da waren steinalte Platten dabei. Auf einer singt sogar Marlene Dietrich, das Lied selbst hört sich aber furchtbar an.“ Auch bei seiner Mutter wurde er fündig. „Mittlerweile habe ich über 500 der alten Dinger. Besonders gefallen mir die alten Schellack-Platten von Opa mit Marschmusik“, so Stey.

Etwas her machen seiner Meinung nach auch durchsichtige Platten, von denen er einige besitzt. Er habe erst gar nicht glauben wollen, dass sie tatsächlich spielen, „aber ich musste mich eines Besseren belehren lassen.“ Damit er die alten Platten in guter Qualität hören kann, hat er sich zwei hochwertige Plattenspieler zugelegt. „Wenn ich abschalten möchte, stöbere ich in meiner Plattensammlung und lege eine alte Scheibe auf.“

Das Geschäft mit Schallplatten ist wieder angesagt. Auf Trödelmärkten und im Internet werde nach den Worten des Groß Ernsthofers allerhand angeboten. „Wenn ich kaufe, dann aber nur was Besonderes.“ Die neueren Platten aus einschlägigen Geschäften interessieren ihn eher weniger – und das nicht nur wegen des heftigen Preises. „Ich schaue stets, ob noch irgendwo diese kleinen Single-Platten rumliegen. Oft sind echte Schätze dabei“, so sein Urteil.

Schließen
Zum Anfang
Zum Anfang
Scrollen, um weiterzulesen
Wischen, um Text einzublenden